Rezension

Langweilig

Am Ende aller Zeiten - Adrian J. Walker

Am Ende aller Zeiten
von Adrian J. Walker

"Ich hörte nicht auf; irgendetwas ließ mich durchhalten, aber das Fitzelchen Willenskraft, das mich über die ersten Meilen rettete, würde bei weitem nicht reichen. Ich verlor schon die Hoffnung, bevor ich mit meinen Kräften am Ende war." (Seite 221)

"Wie weit würdest du gehen ... für die, die du liebst?". Dieser Teaser auf der Rückseite des Buches ist wörtlich zu nehmen, denn in Am Ende aller Zeiten geht es tatsächlich um eines: Gehen. Oder Laufen. Joggen. Wandern. Marschieren. Wie man es auch nennt, Edgar Hill muss 500 Meilen zu Fuß zurücklegen, wenn er zu seiner Familie zurückkehren will. 500 Meilen durch ein von Asteroiten zerstörtes Schottland, in dem es kaum noch Nahrung gibt. Und die Zeit ist knappt, denn an Heilig Abend werden die Rettungsschiffe mit seiner Familie an Board ablegen - mit ihm oder ohne ihn. Dabei gibt es nichts, was Edgar mehr hasst, als zu laufen. 

Am Ende aller Zeiten beginnt kurz vor den Einschlägen. Wir erleben einen nichtsnutzigen Edgar, der so betrunken ist, dass er die Einschlagswahrnehmungen nicht ernst nimmt. Oder wieder vergisst. Als es dann soweit ist, ist sein Keller nur notdürftig mit Nahrungsmitteln, Wasser und Windeln für seinen Sohn Arthur bestückt. Hätte das Militär sie nicht gefunden und gerettet, wären sie verdurstet. In der Militärbasis schließt er sich Erkundungstrupps an, um Nahrung zu suchen. Nicht, weil er etwas leisten will. Sondern weil er nicht bei seiner Familie sein möchte. Eine Einstellung, die sich im Laufe des Romans ändert. Sympathischer wird mir Edgar dadurch aber nicht. 

Ich bin nicht sicher, ob ich meinen Finger auf das legen kann, was mich an Am Ende aller Zeiten gestört hat. Vielleicht sind es auch mehrere Dinge. Da sind einmal die Figure, die furchtbar blass bleiben. Selbst von Bryce, dem Bären von einem Mann, der so oft in Aktion tritt, hatte ich kein richtiges Bild vor Augen. Auch nicht von Laura Grimes, der einzigen Frau aus der 'Wandergruppe'. Richard und Harvey sind für mich zu einer einzigen, nichtssagenden, lückenfüllenden Figur zusammengeschmolzen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich nichts fühlte, wenn eine Figur starb. Ein Name weniger auf dem Papier, was soll's? 

Dann wäre da der Plot. Ich weiß nicht, irgendwie hatte ich mir mehr davon versprochen. Abgesehen von den ersten einleitenden Seiten geht es tatsächlich nur darum, wie die Truppe aus fünf Leuten versucht, 500 Meilen zurückzulegen. Edgar berichtet mehr von Krämpfen in den Beinen und Blasen an den Füßen als von wirklichen Widrigkeiten. Natürlich gibt es das eine oder andere Hinderniss, aber nichts davon war wirklich spannend. Ich habe die ganze Zeit - vergebens - darauf gewartet, dass endlich etwas passiert. Sicher, bei manchen Romanen ist der Weg das Ziel. Aber die sind in den meisten Fällen besser geschrieben und auf ihre eigene Art trotzdem fesselnd (wie beispielsweise Cormac McCarthys The Road. Ähnliche Thematik, großartiger Roman). Weil viel im Kopf des Protagonisten passiert. Edgar erkennt eigentlich nur, dass er ein schlechter Vater und Ehemann war. 

Und dann ist da noch die Sache mit dem Viurs. Kein Endzeitroman ohne tödliches Virus, dachte sich wohl Autor Adrian J. Walker. Passt nicht in die Geschichte? Egal, dann quetschen wir es eben auf die letzten 50 Seiten und lassen eine Figur daran sterben. Das passt schon so. Ähm, nein, das passt nicht, sondern wirkt völlig fehl am Platz. Es wirkt wie jemand, der unbedingt mit Koriander kochen will, aber eigentlich gerade ein Nutellabrot schmiert.  

Was mich am meisten gestört hat, ist vermutlich leicht zu bennen, aber es braucht all diese Erläuterungen, um zu erklären, wie es dazu kommen konnte: Am Ende aller Zeiten ist furchtbar langweilig. Auf mich wirkt es, als versuche es, an Cormac McCarthys The Road heranzukommen, aber es ist meilenweit davon entfernt, diesem Roman ebenbürtig zu sein.

(c) Books and Biscuit