Rezension

Langweilig und ärgerlich

Eat, Pray, Love
von Elizabeth Gilbert

Liz, 34 Jahre alt, in Liebe und Beruf erfolgreich, aber dennoch nicht recht glücklich kommt von einer Seelenkrise in die nächste. Sie sitzt stundenlang auf dem Badezimmerboden und heult, ob ihrer ach so schlimmen Situation, während ihr Mann im Zimmer nebenan friedlich schläft. Was kann die Lösung sein? Natürich, eine Scheidung und dann auf zum Selbstfindungstrip rund um die Welt. Liz geht nach Italien, Indien und schließlich Indonesien (Bali), wo sie dann die Liebe findet. 

Liz ist eine der unsymphatischsten Literaturfiguren, die mir je begegnet sind. Egoistisch, egozentrisch (nein, das ist nicht das gleiche) und voller Selbstmitleid. Ja, solche Menschen liebe ich. Weiterhin ist die deutsche Ausgabe echt schlecht übersetzt - wer das Buch also lesen will, sollte zur englischen Ausgabe greifen. Ich denke, aber auch das macht es nicht wirklich besser. Der Romaufenthalt von Liz ist noch halbwegs zu ertragen, auch wenn der Eindruck vermittelt wird, in Rom würden alle Menschen den ganzen Tag nur essen. Was dann zu Indien und Bali geschrieben wurde, tut weh. Das Buch ist durchzogen von innerer Reflexion der Hauptfigur, ja Liz, wie fühlst du dich denn? Wäre das anspruchsvoll gemacht, hätte ich ja nichts dagegen, aber das was Liz unter reflektieren versteht, ist im besten Fall als langweilig und stumpfsinnig zu bezeichnen. Nochmals zu Bali: Beschreibungen von Stränden und vom Meer - das wars. Natürlich findet Liz auf Bali auch einen Lover, der sich als große Liebe entpuppt. Man könnte über Bali so viel Schönes schreiben - über die Tempel, die Reisfelder, über die hinduistische Kultur, über das Schattentheater, oder gar über die dort lebenden Menschen. Aber nein, das würde die (eigentliche) Zielgruppe des Buches geistig wohl überfordern. Durch dieses Buch wurde Bali international bekannt und von Touristen überrannt, die auf den Spuren des Buches wandeln wollen. Mittlerweile nervt es auch schon die Balinesen, und es gibt an verschiedenen Warongs wunderbare T-Shirts mit dem Auftruck "Eat, pray, leave". Das Bild, das von Bali vermittelt wird, ist einfach schlecht und falsch. Das Buch mag für frustrierte (potentiell geschiedene) Frauen in den 40ern geeignet sein, die dann nach Bali jetten, sich aus der Hand lesen lassen und mit dem Pferd am Strand entlang reiten, für alle anderen Leser ist das Buch nicht geeignet.

Fazit: Langweilig und ärgerlich.