Rezension

Lass das Leben auf Dich regnen

Die Inselgärtnerin - Sylvia Lott

Die Inselgärtnerin
von Sylvia Lott

Bewertet mit 4 Sternen

„Glück ist etwas, das in vielen Gestalten kommt, und wer kann es erkennen?“
(Der alte Mann und das Meer von Ernest Hemingway, 1951)

Die Enddreißigerin Sonja hat gleich mehrere Baustellen, die sie zu bewältigen hat. Ehemann Michael hat sich eine jüngere angelacht und lebt im ehemals gemeinsamen Haus mit seiner Neuen zusammen, was ihr schlaflose Nächte und jede Menge Herzschmerz beschert. Außerdem hat sie gerade von dem Gartenbetrieb, in dem sie lange Jahre als Gartenarchitektin gearbeitet hat, die Kündigung bekommen. Aber es gibt einen kleinen Lichtblick, denn Großtante Sandy, die Schwester ihrer Mutter, hat sie als Erbin für ihr Strandhaus auf Dolphin Island in Florida eingesetzt. Und dieses Erbe kann sie jetzt übernehmen. Um Abstand von allem zu gewinnen, begibt sich Sonja auf die Reise, ihr Erbe anzutreten. Schon kurz nach der Ankunft in Florida fühlt sich Sonja wie befreit und auch das Häuschen entpuppt sich als wahre Fundgrube mit alten Erinnerungen und einem wunderschönen Garten, Zugang zum Meer und eigener Insel. Schnell lebt sich Sonja, die sich nun Sunny nennt, ein und findet auch bald neue Freunde durch Nachbarin Lorraine und der Strandbegegnung Stormy. Eine neue Geschäftsidee hat Sonja auch schon, sie möchte einen Dünengärtnereibetrieb eröffnen und Naturgärten anlegen. Der erste Kunde klopft auch schon an die Tür, der sogleich auch noch Sunnys Herz in Wallung bringt. Der Besuch von Tante Sandys altem Freund Sam hinterlässt ebenfalls seine Nebenwirkungen. Aber so ohne Schwierigkeiten ist das Leben in Florida auch nicht, denn es gibt Menschen, die wollen unbedingt ihr Grundstück, koste es, was es wolle…

Sylvia Lott hat mit ihrem Buch „Die Inselgärtnerin“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden Roman vor der malerisch-exotischen Kulisse Floridas vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und nimmt den Leser ab den ersten Zeilen mit in die Handlung, wo er sich als stiller Beobachterschnell sowohl einer aufregenden Reise, Gefühlchaos als auch liebenswerten Charakteren gegenübersieht, die ihm schnell ans Herz wachsen. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildgewaltig, detailliert und farbenfroh, dass der Leser sich sofort wie zuhause fühlt und doch das Gefühl von Urlaub während der Lektüre immer mitschwingt. Die Autorin lässt dem Leser auch viele Informationen zukommen, so erfährt man einiges über die örtliche Flora und Fauna, über die Spuren Ernest Hemingways, die alten Hollywoodfilme mit Esther Williams und über Delphine, wobei über allem der alte Motown Sound liegt, der hier genau die richtige Stimmung vermittelt. Aber auch Stürme sowie ein Hurricane sind Thema in diesem Roman und machen die Wichtigkeit eines gesunden Umweltdenkens deutlich.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit den nötigen Ecken und Kanten versehen, die sie unwiderstehlich, individuell und sehr realistisch wirken lassen. So kann der Leser sich gut mit ihnen identifizieren, mitfühlen, -leiden und auch -hoffen. Sonja/Sunny ist eine sympathische Frau, die durch einige Schicksalsschläge gebeutelt wurde. Zu Beginn ist sie niedergeschlagen und ohne Perspektive, doch dann wendet sich das Blatt. Sie liebt ihren Beruf und hat ein Herz für Pflanzen und Tiere. Ihre Offenheit, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft lässt sie schnell Freunde gewinnen, die ihr beistehen und deren Tür für sie immer offen steht. Ihre Entwicklung während der Handlung ist wunderbar zu beobachten, denn sie gewinnt immer mehr an Selbstbewusstsein und Lebensbejahung. Stormy und Lorraine sind zwei wunderbare Frauen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben und in jeder Notlage da sind. Aber auch Etta, Ranger und die Freunde des Gemeindezentrums sind ein eingeschworener Haufen, die für die Dinge und die Menschen einstehen, die ihnen am Herzen liegen. Sam ist ein ganzer Kerl, der das Leben genießt, aber auch einige Geheimnisse hat. Als Ebenbild von Ernest Hemingway schmilzt so manches Herz davon, doch er hat viel mehr zu bieten. Nick Winslow becirct die Frauen durch sein attraktives Äußeres, doch auch bei ihm liegen so manche Dinge im Dunkeln. Auch die übrigen Protagnisten wie Lisa, Anna oder auch Michael machen die Handlung mit ihrem Auftreten rundum gelungen.

„Die Inselgärtnerin“ ist ein wunderbarer Roman, bei dem der Leser während der Lektüre neben einem tollen Urlaubsfeeling auch noch einiges an Informationen rund um die dortige Pflanzen- und Tierwelt bekommt. Aber auch die Freundschaft und die Liebe kommen hier nicht zu kurz, so dass das Leserherz rundum auf seine Kosten kommt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!