Rezension

Lass uns Verkleiden spielen!

Liebe geht durch alle Zeiten. Edelsteintrilogie 01. Rubinrot - Kerstin Gier

Liebe geht durch alle Zeiten. Edelsteintrilogie 01. Rubinrot
von Kerstin Gier

Bewertet mit 4.5 Sternen

Seit Gwendolyn Shepard denken kann, dreht sich alles in ihrer Familie um Charlotte, ihre Cousine, und das Zeitreisegen, das sie geerbt hat. Jeden Moment kann es so weit sein, denn den ersten unkontrollierten Zeitsprung erlebt man mit 16 Jahren. Doch der will bei Charlotte einfach nicht kommen – stattdessen springt Gwendolyn in der Zeit! Sie ist Mitglied des Montrose-Clans, den weiblichen Genträgerinnen. Von allen in der Familie ist sie am meisten geschockt, wurde doch alle Hoffnung in die schöne und perfekte Charlotte gelegt. Unterricht in Fechten, im Damensattel reiten und Geschichte, das alles muss Gwendolyn in null komma nichts lernen, denn schon bald wird sie dem Grafen von Saint Germain vorgestellt, den sie im 18. Jahrhundert treffen soll…

Und wenn das alles noch nicht aufregend genug ist, trifft sie auf Gideon de Viliers, seines Zeichen der männliche Genträger einer langen Ahnenreihe von Zeitreisenden, und ist sofort hin und weg, obwohl sie davor gewarnt wird, dass Turteleien zwischen den Montroses und den de Viliers nicht gut gehen können…

Eine etwas holprige Einleitung, aber ich glaube, viele von euch müssten das Buch, oder eher gesagt, die Edelstein-Reihe bereits kennen, zumal es sie schon seit ca. vier Jahren auf dem Markt gibt. Da nun bald der Film rauskommt (ich werde an dieser Stelle eins klarstellen: Ich werde kein Wort über den Film verlieren!) und ich mein Gedächtnis auffrischen wollte, habe ich erneut zu dem Buch gegriffen, und kann mich nur selbst bestätigen: Das Buch besteht von der ersten bis zur letzten Seite aus purer Zuckerwatte. Ich habe es selten (mir will spontan kein vergleichbares Werk einfallen) ein  Buch erlebt, das so von den Emotionen der Protagonistin lebt wie dieses. Die Zielgruppe für Rubinrot ist deutlich jünger (ich habe es meiner 12-jährigen Cousine zu Weihnachten geschenkt) als die für Twilight oder Die Tribute von Panem. Während Panem von der Gewalt zwischen Jugendlichen im Kampf ums Überleben handelt und Twilight von einem Mädchen handelt, dass kein eigenständiger Mensch sein kann ohne ihren geliebten glitzernden Vampir, geht es in Rubinrot vielmehr darum, wie Gwendolyn trotz rosa Wangen und Schmetterlingen so groß wie Segelflugzeuge dennoch einen kühlen Kopf bewahren kann, auch wenn sie das ihrer besten und sehr cleveren (ich identifiziere mich gern mit den „Sidekicks“) Freundin Leslie zu verdanken hat. Ich bin nun 21; das letzte Mal habe ich das Buch mit 19 gelesen. In der Zwischenzeit verändert man sich natürlich, egal ob emotional, intellektuell oder geistig. Bei manchen Passagen und Dialogen verdrehte ich mittlerweile auch die Augen, da ich so auf keinen Fall mehr reden würde, aber genau weiß, dass ich vor ein paar Jahren genauso ein unüberlegtes und pubertäres Zeug gequasselt habe wie Gwendolyn. Und genau das gibt dem Buch das gewisse Etwas. Genauso etwas braucht ein Buch, seinen Leser voll in seinen Bann zu ziehen, auch wenn es ein recht kurzes Abenteuer ist, denn wenn man einmal anfängt, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen, es sei denn, man greift an spannenden Stellen schnell mal in die Chipstüte.

Das Buch liest sich runter wie Öl, und würde selbst Mädels gefallen, die nicht so gerne oder so oft lesen. Ich bin eigentlich ein ziemlich langsamer Leser, habe dieses Buch aber in weniger als einem Tag (natürlich nicht am Stück, ich werde schließlich alt!) ausgelesen, und könnte es, kaum, dass ich es aus der Hand gelegt habe, wieder von vorn anfangen.

Literarisch kein wirkliches Meisterwerk, darf man sich hier aber auf jeden Fall auf jede Menge Lesespaß an einem verregneten Wochenende freuen.