Rezension

Lauter kleine Dinge, die glücklich machen

Mit jedem Jahr - Simon van Booy

Mit jedem Jahr
von Simon Van Booy

Bewertet mit 5 Sternen

Zauberhafte Worte über das Glück der kleinen Dinge, über die Richtigkeit der Taten und um zweite Chancen im Leben. Schlichte Philosophie.

„Mit jedem Jahr“ ist ein dezentes, philosophisch angehauchtes Werk vom Schriftsteller Simon Van Booy. Er bleibt sich mit diesem Roman nach wie vor treu und – wie in „Die Illusion des Getrenntseins“ – verwandelt er das Alltägliche ins Außergewöhnliche mit leisen Worten.

In der Geschichte handelt es sich um eine komplizierte Adoption und um die Entwicklung der Beziehung zwischen einem Ziehvater und einer Adoptivtochter. Das sind überwiegend familiäre Ereignisse zweier liebenswürdigen Menschen, die unter bescheidenen Lebensverhältnissen zurecht kommen müssen und dabei Herausforderungen meistern, die den Meisten vertraut vorkommen werden: Haushaltsmanagement, Arbeit, Schulalltag, gemeinsame Freizeit, Geburtstage, Krankheiten, Kummer, um nur Einiges zu nennen. Nichts Weltbewegendes, dennoch transformiert der Autor das gesamte Geschehen in eine fesselnde Chronik auf mehreren Zeitebenen.

Der ruhige Grundton wird in jeder Situation beibehalten. Die Darstellung ist schlicht, die Emotionen bleiben durchgehend zurückhaltend, sie werden beinahe schon sachlich betrachtet. Die melancholischen Szenen stimmen stets nachdenklich.

Die klaren Worte des Autors vermitteln eine unanzweifelbare Selbstverständlichkeit der Liebe zu einer Tochter, die man unverhofft bekommt und die Freude am überraschend wiedergefundenen Sinn des Lebens. Diese wunderbare Neuorientierung führt zu weisen Erkenntnissen, die in der Darstellung des Autors geradezu verzaubern.

Die Melancholie des Glücks und die Wertschätzung der kleinen Dinge – das sind die Stärken des Buches, mit deren Hilfe der Autor die Leserschaft in eine vertraute und familiäre Welt verführt. Eine kleine Aufheiterung im Alltag, wenn man gelegentlich bei den Warum- und Was-wäre-wenn-Fragen dazu neigt, die Übersicht zu verlieren.

„Du musst einfach jeden Tag mit dem Besten leben, was du hast.“