Rezension

Lauwarme Familien-Krimi-Geschichte

Aller Anfang ist Apulien - Kirsten Wulf

Aller Anfang ist Apulien
von Kirsten Wulf

Bewertet mit 2 Sternen

Das Buch legt einen furiosen Start hin: Elena bekommt an ihrem 40. Geburtstag mit, dass ihr Mann sie mit seiner Sekretärin betrügt, also packt sie ihren Sohn Ben ins Auto und fährt von Hamburg zu ihrem Zio Gigi nach Lecce. Parallel findet der Illustrator Michele, als er die römische Wohnung seiner vor kurzem gestorbenen Mutter auflöst, die Postkarte einer M. aus Lecce mit einem Text, der ihm verrät, dass er offenbar nicht alles über sie wusste. Also setzt auch er sich ins Auto. Dieser Teil der Geschichte ist wirklich schön geschrieben, verspricht eine erfrischende Geschichte über Familien und ihre Geheimnisse, über Neuanfänge und alte Freunde. Dieser Teil lässt sogar die furchtbare, etwas trutschige Aufmachung vergessen, die mich niemals zu dem Buch hätte greifen lassen. Aber dann...
Elenas Ferienfreundin Elisabetta hat eine afrikanische Haushaltshilfe, deren Schwester auch nach Italien gekommen ist, sich noch einmal gemeldet hat und dann verschwunden ist. Elenas Journalisteninstinkt bricht sich Bahn und sie fängt an nachzuforschen, geht dem neuen Kommissar genauso auf die Nerven wie Padre Francesco, der eine Unterkunft für illegale Einwanderer betreibt. Leider bleiben von nun an neu dazukommende Figuren blass und zweidimensional, erstaunlich da andere vorher so liebevoll gezeichnet wurden. Die Familiengeschichte kann sich nicht entscheiden, ob sie zum Krimi werden will und schafft den Spagat nicht. Gerecht wird das Buch nun keinem der beiden Genres. Die Geschichten von Elena und Michele werden ein wenig unmotiviert zusammengebracht, sind dann aber plötzlich um so enger vebunden. Und als mit der Entdeckung eines Kosenamens auch noch das Rätsel der Postkartenabsenderin sofort geklärt ist, wird es leider auch ein bisschen absurd. Sehr, sehr schade! Aus dem Buch hätte etwas richtig Schönes werden können, wenn die Autorin sich, ihrem Erzählstil und dem gesunden Menschenverstand ihrer Protagonisten vertraut hätte. So wurde es zum Schluss recht klamaukig. Den wichtigen Themen Menschenhandel, organisiertes Verbrechen und ja, auch Beziehungsarbeit, wird das Buch damit leider nicht gerecht.