Rezension

Lauwarmes Lesevergnügen?!

Evernight - Claudia Gray

Evernight
von Claudia Gray

Bewertet mit 2.5 Sternen

„Mit seinem markanten Gesichtszügen und der Schuluniform hätte er wie ein typischer amerikanischer Junge aussehen sollen, aber so war es nicht. Während der Verfolgungsjagd und in den Augenblicken danach, als er glaubte, wir würden um unser Leben kämpfen, hatte ich etwas Wildes unter der Oberfläche hervorblitzen sehen.“

Bianca ist gerade an der Evernight Academy angenommen worden. Doch sie kann sich nichts Schlimmeres vorstellen als in diese Elite-Schule zu gehen. Das sie dort zum Außenseiter wird ist vorprogrammiert. Um ihren Eltern einen Deckzettel zu verpassen und sie dazu zu bringen, sie wieder auf ihre alte Schule gehen zu lassen, macht Bianca sich schon am ersten Tag aus dem Staub. Mitten in ihrer Flucht begegnet sie Lucas, ebenfalls Schüler in der Evernight, der sie dazu bringt umzukehren. Zumindest gibt es jetzt etwas Positives: Lucas. Doch ihr Ausgewählter verbirgt ein Geheimnis, das nicht nur Bianca, sondern auch ihre Eltern und die gesamte Schule in Gefahr bringt.

Der Anfang war für mich schon einmal vielversprechend: der Schreibstil war okay, die schüchterne Bianca mochte ich gleich und das Versprechen, das die Evernight ein interessantes Geheimnis verbirgt, war auch verlockend.

Doch plötzlich am Ende des 1/3 Stilbruch. Denn nicht nur Lucas hat ein Geheimnis, sondern auch Bianca. Zwar hat mich selten ein Buch so überrascht, gleichzeitig habe ich mich noch nie so veräppelt gefühlt. Von Anfang bis zum Ende wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Bianca erzählt. Bianca hat so (eigentlich) keine Möglichkeit, Geheimnisse vor dem Leser zu haben. Denn der Leser ist durch die Perspektive in ihren Kopf. Die einzige Möglichkeit für einen Autoren das zu umgehen, ist meiner Meinung nach, immer wieder kleine Andeutungen alá „Ich verbannt alle Gedanken daran“ bis hin zu „Was damals passiert ist, darf sich nicht wiederholen“. Claudia Grey allerdings, hatte alle Dinge die mit diesem Geheimnis zusammenhing (was einige sind) einfach unter den Tisch fallen lassen. Es gab zwar ein paar wenige Kleinigkeiten, doch die waren so wage, das man in diese wirklich viel hineininterpretieren konnte.

Danach machte es mir nur halb so viel Spaß das Buch weiterzulesen. Das hatte aber auch noch ein anderen Grund: der Klappentext.

„Als ich Lucas kennen lernte, war ich davon überzeugt, er sei der einzige normale Mensch in meiner Umgebung. Dabei hat er ein Geheimnis, das nicht nur alles auf den Kopf stellt, woran ich glaube – es könnte auch meiner Familie und allen, die ich kenne, den Tod bringen!“

 Solche Klappentexte gibt´s heutzutage erst einmal viel zu viel, klingen immer gleich und sind fast nichts aussagend. Außerdem führt es den Leser wieder in die falsche Richtung. Im Grunde habe ich die ganze Zeit erwartet Lucas Geheimnis zu erfahren, dass das der Hauptstrang ist (zb. wie Bianca die ganze Zeit nachforscht, um es zu lüften) im Buch ist. Stattdessen kommt es am Ende einfach ans Licht.

Außerdem hätte ich mir eine mehr Charaktertiefe gewünscht. Einige sind ganz gut geworden, andere stattdessen sind sehr verschwommen geblieben. Zu jedem kann ich eins, zwei Charaktereigenschaften angeben und das war es. Ein Punkt der vielleicht in den Folgebänden besser wird. Von diesen verspreche ich mir auch eindeutig mehr, auch wenn nicht sicher ist, ob ich sie lese, obwohl ich das Ende wirklich gut fand und dort mal ein bisschen Aktion reinkam.

Im allen hat mich der erste Teil von „Evernight“ nicht vom Hocker gerissen. In der Mitte kam die Story nicht wirklich in Schwung. Empfehlen oder Abraten? Bei dem Buch muss sich wohl jeder eine eigene Meinung bilden. Es war zwar keine Zeitverschwendung und ich musste mich nicht durch quälen, doch nochmal lesen würde ich das Buch nicht.