Rezension

Lebensbedrohliche Obsession - Kampf gegen die RAF

Roter Frühling '72 - Stefan Schweizer

Roter Frühling '72
von Stefan Schweizer

Bewertet mit 4 Sternen

Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein knallharter Kriminalroman. Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) bombt und mordet seit der Baader-Befreiung für eine bessere Welt. Die Frühjahrsoffensive 1972 soll den deutschen Staat stürzen. Die Demokratie befindet sich am Rande des Abgrunds. Doch der Staat schlägt zurück. Staatsschutzermittler Harald Grass verfolgt die RAF unerbittlich. Er ist ein Antiheld mit Abgründen, der Beweise manipuliert und Verdächtige foltert. Zudem hat er ein Problem mit Alkohol und Drogen. Der Kampf gegen die RAF wird zur lebensbedrohlichen Obsession. Neben der politisch-historischen Brisanz um den RAF-Terrorismus bezieht der Roman seine Spannung aus der gespaltenen Persönlichkeit des Ermittlers.

Heute vor 45 Jahren begann die Mai-Offensive der Roten Armee Fraktion. Der Bombenanschlag richtete sich gegen das Hauptquartier des V. US-Korps in Frankfurt am Main. Drei Bomben mit 80 Kilogramm TNT töteten einen Oberstleutnant und forderten 13 Verletzte. Der Sachschaden betrug 3.1 Millionen D-Mark (ca. 1.4 Millionen Euro). (Quelle: stefanschweizer.org)

In der Regel veröffentliche ich an dieser Stelle keine Inhaltsangaben, doch hier sind die Fakten des Buchs bestens zusammengefasst.

Der Autor:

Stefan Schweizer, *1973, lebt in einer deutschen Großstadt. Er bewegt sich gerne in fremden Kulturen, in exotischen subkulturellen Milieus und ist Grenzgänger zwischen den Scenes: ob psychedelische Jam-Bands wie Grateful Dead, Techno- und Rave-Szene oder Rap-Bewegung - Berührungsängste hat er keine. 

Stefan Schweizer, Dr. phil., geb. 1973, Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie, Politologie und Germanistik. Er arbeitete jahrelang im Bildungswesen: Universität, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung und Schule. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Politischer Extremismus, Demokratietheorien, Kulturwissenschaft und Literaturwissenschaft. (Quelle: stefanschweizer.org)

Reflektionen:

Der Autor und Politologe Stefan Schweizer hat in seinem Kriminalroman die historischen Ereignisse, um den deutschen Kampf gegen die RAF (Rote-Armee-Fraktion), mit einer fiktiven Ermittlergeschichte ausgestattet.

Zum einen nährt sich die Spannung dieses Kriminalromans durch die real dramatischen und brisanten Ereignisse der damaligen BRD im Kampf gegen die RAF und auf der anderen Seite, durch die zutiefst gespaltene Persönlichkeit des Staatsschutzermittlers Harald Grass.

Die Figur Harald Grass ist alles andere als sympathisch. Er ist brutal, laut und rücksichtlos, während er mit allen Mitteln gegen die RAF Struktur ankämpft. Dennoch entlockt Harald Grass dem Leser auch Empathie, denn sein persönliches Schicksal hinterlässt durchaus berührende Emotionen. Oftmals hindert ihn seine eigene, teilweise bedauernswerte und persönliche Geschichte an einem tatsächlichen Erfolg. Er verliebt sich in die extrovertierte und kühle Monika und träumt von einer Familie mit ihr, doch um traute Zweisamkeit leben zu können, muss er sich zwischen Monika und seinem persönlichen Kampf gegen die RAF entscheiden. Soll er seine akribisch aufgebaute Tarnung aufgeben oder Monika gar einweihen? Es kommt brutal anders, denn Grass hat sich manches Mal nicht im Griff. Er kämpft gegen den Terror der RAF, er kämpft gegen sich selbst und er sucht vergebens Glück, Ruhe und Liebe.

Die realen Aspekte dieses Kriminalromans erinnern stets an den Baader Meinhof Komplex, was an den geschichtlichen und wahren Begebenheiten liegt. Dennoch empfinde ich die Ähnlichkeit zu diesem Buch schon sehr deutlich.

Zahlreiche Attentate der RAF habe ich in meiner Kindheit am Rande mitbekommen, schließlich wohne ich in der Nähe eines ehemaligen Tatorts und ich erinnere mich genau, an die in der Luft kreisenden Hubschrauber.

Stefan Schweizer hat die historischen Ereignisse akribisch und ausführlich recherchiert. Seine Kompetenz als Politologe und sein ausdrucksstarker, gradliniger Schreibstil sichern spannende Lesestunden, bei denen man stets bemüht ist, die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu ziehen.

Die intensive Zeichnung der Charaktere, vor allem die des Harald Grass, ist Stefan Schweizer ausführlich und interessant gelungen, sodass man als Leser tief in die abtrünnige Seele des authentischen Staatsschutzermittlers abtauchen kann und dessen Zerrissenheit gut nachvollziehen kann.

Fazit und Bewertung:

Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein top recherchierter und spannender Kriminalroman mit einem realen Bezug zur deutschen Geschichte im Kampf gegen die RAF. Harald Grass, der Staatsschutzermittler, besitzt eine gespaltene Persönlichkeit, durch die die Spannungskurve immer wieder hochschnellt und der Leser pageturnerartig durch die Seiten prescht.

©nisnis-buecherliebe