Rezension

Leere im Kopf hat auch ihre guten Seiten.

Denken wird überschätzt - Niels Birbaumer, Jörg Zittlau

Denken wird überschätzt
von Niels Birbaumer Jörg Zittlau

Bewertet mit 3.5 Sternen

Niels Birbaumer hat mich schon mal ganz schön provoziert mit seinem Buch "Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst". Aus meinen Notizen wurde ich nicht wirklich schlau, musste ich aber auch nicht, weil mir dann in meiner aktuellen Lektüre doch einiges wieder sehr bekannt vorkam. Nun denn, durch Wiederholung lernt man, oder?
Bücher über die Funktionsweise des Gehirns ziehen mich magisch an, und nachdem ich mich durch den philosophischen Teil gebissen und den Vorschlag mit den Floating Tanks über mich ergehen lassen habe, habe ich mich doch noch mit dem Inhalt versöhnt.
In "Denken wird überschätzt" geht es hauptsächlich um die Leere im Kopf, absichtlich herbeigeführt durch Zen-Meditation u.ä., oder duch Krankheiten, wie Demenz, Epilepsie und ALS induziert. Dabei werden auch die Grenzgebiete, wie Depressionen und ADS angesprochen. Bestimmte Hirnareale werden unter die Lupe genommen und deren Aktivität und Durchblutung gemessen.
Birbaumer ist es sogar gelungen, durch Messungen mit vollständig Gelähmten (sogenannten Locked-in-Patienten) eine einfache, aber wichtige, Kommunikation herzustellen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Menschen ihren Zustand durchaus als lebenswert erachten und so manche Patientenverfügung nur aus Angst vor der vollkommenen Leere geschrieben wurde.
Schließlich werden auch Orgasmen und der Tod angesprochen. Ersteres wird ja auch gern als der "kleine Tod" bezeichnet. Diese Leer-Erfahrungen erleben auch Gesunde, das eine mehrmals, das andere nur einmal im Leben. Damit hat mich Birbaumer einerseits getröstet, mir aber auch ein wenig Angst eingeflößt.
Manches im Buch, wie zum Beispiel das Zitieren des Milgram Experiments, das für die Angst vor der Leere herhalten sollte, hat mich geärgert. Ging es da doch hauptsächlich um den Gehorsam. Anderes aber, wie die Erinnerung an eine bestimmte Pokemon-Ausstrahlung im TV, die bei hunderten von gesunden japanischen Kindern epileptische Anfälle ausgelöst hat, fand ich sehr informativ und dem Thema des Buches angemessen.
Nun, das Wichtigste ist, der Autor hat es geschafft, mich bei der Stange zu halten. Ich habe auch ein paar mehr Notizen gemacht, die mir bis zur nächsten Publikation hoffentlich noch aufschlussreich genug sein werden.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 16. Februar 2018 um 09:19

Das alles hört sich eigentlich ganz spannend an. Ich hab Fragen und Anmerkungen.

1. "Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst" - warum wurdest du dadurch provoziert?

2. Pokemon löst Epilepsie aus? Ei, wieso? Was denn daran? (Ich kenne Pokemon nicht, man muss es mir erklären, ist das was Furchterregendes für Kids?).

3. Der "kleine Tod" ist doch die Metapher für Schlafen. Oder?

4. Orgasmus und Tod ist dasselbe? *g*.

5. Dass die Gelähmten ihren Zustand zwar nicht gutheißen, aber das Leben noch lebenswert finden, überrascht wirklich!

6. Sollte ich das auch lesen?

7. Ich habe mal ein wissenschaftliches Buch übers Gehirn auf einer Bank in Innsbruck gefunden. War das deins?

LG Wanda

 

 

Emswashed kommentierte am 17. Februar 2018 um 06:36

1. Ich glaube, es waren Elektroschocks, die er als ernsthafte Therapie vorschlug.

2. Pikachu (eine süße japanische Mangafirgur?) sendete einen "Blitz" aus, der im "richtigen" Rythmus rot-blau über den Bildschrim flackerte.

3. Gut aufgepasst! Entweder hab ich es verwürfelt, oder der Autor. Der kann das auch, muss ich nachschauen.

4.In gewissen Phasen, ja. Es gibt Leute, die sich für einen besseren Orgasmus sogar würgen lassen. Die Sauerstoffzufuhr wird gedrosselt, die Leere setzt ein.

5. Hat auch mich überrascht, aber Birbaum erklärt es wirklich gut und erzählt auch, wie sie sich "abgesichert" haben, um nicht falschen Interpretationen aufzusitzen.

6. Du ja! Scheinst Dich für das Thema zu interessieren und ich müsste hier nicht seitenlang Fragen beantworten! ;-)

7. Innsbruck? Nö. Ich habe mein Exemplar in die Ems fallen lassen, die fließt nicht durch Innsbruck.

LG Emswashed

wandagreen kommentierte am 17. Februar 2018 um 08:38

Hihi.

Kommunikation ist alles, Ems. Danke für sie. Müsstest zwar nicht Fragen beantworten, aber mit mir diskutieren. Elektroschocks - i kan ni mi. Gefällt mir sehr und tröstet. (Das mit dem Lebenswerten). Hab ichs doch gewusst, dass du Bücher verschlamperst, aber gleich in den Fluss werfen! Deshalb meditieren die also alle bis zum Umfallen, für ne kleine Leere im Kopf. *vondensockenbin*.