Rezension

Legend: Dystopie in drei Bänden

Legend 01 - Fallender Himmel - Marie Lu

Legend 01 - Fallender Himmel
von Marie Lu

Zwei Fünfzehnjährige in einem Amerika der Zukunft: Das Mädchen June ist das Wunderkind der Nation, das als Einzige beim Pflichttest der Zehnjährigen die volle Punktzahl erreicht hat und nun auf eine Karriere im Militärbereich vorbereitet wird. Der Junge Day ist beim Test durchgefallen, hat sich in den Untergrund abgesetzt und sabotiert nun als moderner Robin Hood die Regierung. Bei einer seiner Aktionen verletzt er Junes älteren Bruder, und als dieser stirbt, wird June auf ihn angesetzt: Sie soll den Staatsfeind Nr. 1 endlich aufspüren und unschädlich machen.

Zwei Welten treffen aufeinander: Arm und reich, überzeugter Anhänger und Gegner des Regimes, privilegiert und verfolgt. Und natürlich geht das Ganze seinen vorhersehbaren Gang: Die beiden treffen aufeinander, sie verlieben sich, June erkennt die Lügenpropaganda der Führung und wechselt die Seiten. Das ist nicht überraschend. Erstaunlich, wie ähnlich sich die beiden sehen; beide haben auch Asiaten unter ihren Vorfahren (wie die Autorin - honny soit qui mal y pense...). Nicht nur im Aussehen wirken sie verwandt, sie sind nicht nur beide schön, sondern auch hochintelligent, mehr als sportlich, hängen an den wenigen Familienmitgliedern, die sie noch haben, sind loyal und einfach gut. Zwar scheint es, als ob June einen Wandel durchmache, doch dieser bezieht sich eher auf ihre Überzeugungen als auf ihre Persönlichkeit - sie wird von Anfang an als aufmüpfig gegenüber Autoritäten und Grenzen dargestellt. 

Zwei so ideal gezeichnete Charaktere und eine vorhersehbare Handlung - eigentlich müsste ich gelangweilt sein. Ich bin es nicht; die Autorin hat es dennoch geschafft, mich in den Bann zu ziehen und zu fesseln. Da gibt es noch einige interessante Nebenfiguren, und ich bin auch gespannt, was denn nun der Grund für den Kampf zwischen Regierung und Kolonien ist. Der Schreibstil - kapitelweiser Wechsel zwischen Day und June als Ich-Erzähler - ist flüssig. Das Buch gehört zu den Dystopien, wie sie zurzeit gerade in Mode sind; und wenn es auch nicht so psychologisch fundiert und durchdacht ist wie Poznanskis Trilogie, so ist es doch solide gearbeitet und kann fesseln. Daher werde ich gern die beiden Folgebände lesen.