Rezension

leicht lesbar, kurzweilig und nicht zu trocken

Ikigai - Francesc Miralles, Héctor García (Kirai)

Ikigai
von Francesc Miralles Héctor García (Kirai)

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Autoren Hèctor Garcia und Francesc Miralles begeben sich in ihrem Buch auf die Spurensuche nach dem Geheimnis für ein langes Leben. Es gibt Regionen in der Welt, in denen ungewöhnlich viele Fälle von Langlebigkeit vorkommen. Dazu gehören z. B. Okinawa in Japan, Sardinien in Italien, Loma Linda in Kalifornien, die Halbinsel Nicoya in Costa Rica und Ikaria in Griechenland. 

Garcia und Miralles zog es bei ihrer Recherche aber vor allen auf die südjapanische Insel Okinawa, die auch "die Insel der Hundertjährigen" genannt wird. 

Warum leben die Menschen dort länger als an jedem anderen Ort auf der Welt? Liegt es am geheimnisvollen Ikigai, dass bei ihren Besuchen vor Ort immer wieder wie selbstverständlich auftauchte? Was bedeutet dieses Wort Ikigai und liegt darin das Geheimnis eines langen, glücklichen Lebens? 

 

Demographischen Schätzungen zufolge gibt es zurzeit etwa 300 bis 400 "Supercentenarians" (Menschen die älter als 110 Jahre sind) - auch wenn nur bei 65 von ihnen das Alter verlässlich nachgewiesen werden kann. Im Buch kommen einige von ihnen zu Wort, denn das Autorenduo bekam vor Ort in Okinawa die Möglichkeit, einige von ihnen zu interviewen. Dabei stellten sie fest, dass - neben einer ausgewogenen Ernährung, ausreichender Bewegung und einem einfachen Leben - ihr Lebenssinn (ihr Ikigai) eine wichtige Voraussetzung für ihre ungewöhnliche Fröhlichkeit und ihr langes, glückliches Leben war. 

Sie widmen sich deshalb ausführlich der Philosophie des Ikigai, lassen Menschen zu Wort kommen, die aus eigener Erfahrung berichten können und zeigen Ansätze zur Suche nach dem eigenen Ikigai. Am Ende des Buches gibt es abschließend eine Liste von zehn Ikigai-Regeln, die aus den weisen Lebenseinstellungen der alten Menschen abgeleitet wurden.   

 

Die Suche nach dem Sinn des Lebens ist eine der großen (philosophischen) Lebensfragen.  

Sicher findet man in diesem Buch keine absolut neuen, weltbewegenden Erkenntnisse auf diese Frage. Die Autoren versuchen vielmehr populärwissenschaftlich der Ikigai-Philosophie auf den Grund zu gehen und sie auf die westliche Welt zu übertragen. Dabei schreiben sie verständlich und sehr praxisnah. Man findet nur wenige "wissenschaftliche Exkursionen", was mir persönlich sehr gut gefallen hat, weil man dadurch nicht im Lesefluss gestört wird. Außerdem mag ich Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte sehr gern, auch wenn sie im vorliegenden Fall nur kurz angerissen bzw. zusammenfassend analysiert werden. Für mich hätten sie gern noch ausführlicher ausfallen können.       

Auch das Layout und die Aufmachung des Buches sind sehr ansprechend. Das ich ein Freund von Hardcovern mit Schutzeinschlag und Lesebändchen bin, ist unumstritten. Aber hier sind es vor allem die angenehme Schriftgröße, die überschaubaren, gut durchdachten Kapitel und die vielen Praxisbeispiele, die mir gefallen haben. Zu Beginn der einzelnen Kapitel findet man zudem die Cover-Abbildungen wieder, was die Emotionalität des Lesers durchaus positiv beeinflusst. 

 

Für mich persönlich waren die Fragen nach unserem eigenen Rüstzeug und die Ausführungen wie ein Flow, Resilenz und Antifragilität entstehen sehr interessant. Wir neigen dazu immer nach mehr zu streben und verlieren uns und unsere Gemeinsschaft dabei leider oft aus den Augen. Was zählt ist der gegenwärtige Moment; das "Hier und Jetzt". Keine neue Aussage, aber wie setzt man dies im alltäglichen Leben um. Wie ist das in schwierigen Lebensitutationen, in Zeiten der Aufruhr, des Verlustes und der Trauer? Dort habe ich aus wenigen Worten sehr viel für mich mitnehmen können. Danke dafür.  

   

Abschließen möchte ich meine Rezension mit den Worten von Jeanne Calmant (122), der ältesten Frau der Welt, deren Alter verlässlich nachgewiesen werden konnte. 

"Ich sehe nicht mehr viel, ich höre schlecht, riechen kann ich fast gar nichts mehr, aber es ist alles in Ordnung.", versicherte sie an ihrem hundertzwanzigsten Geburtstag. Das würde ich am Ende meines Lebens auch gern sagen können. 

 

 

Fazit: 

Ein leicht lesbares Sachbuch, kurzweilig und nicht zu trocken, mit vielen Praxisbeispielen.

Eine schöne Ergänzung für alle, die auf der Suche nach dem eigenen Lebensinn, nach ihrer Glücksquelle sind. Lassen sie die Flamme ihres Ikigai nie verlöschen.