Rezension

Leichte Lektüre im schillernden Gewand

Der Pfau - Isabel Bogdan

Der Pfau
von Isabel Bogdan

Bewertet mit 2 Sternen

Bei diesem Buch muss man zunächst einmal die Marketingabteilung des Verlags bewundern. Sie haben es geschafft, dass wirklich viele, sogar viele meiner anspruchsvolleren Freundinnen, ganz wild auf dieses Buch sind. Ich auch. Ich dachte, ich erwische hier etwas erlesen Komisches und habe mich gefreut. Skurriles Personal, englischer Humor, verrückte Geschichte, super.

Die Ernüchterung kommt dann eigentlich schon auf den ersten Seiten.
„Die Cottages waren nur geringfügig moderner ausgestattet, sie waren etwas besser isoliert, hatten Teppichboden und niedrige Räume, sodass sie deutlich besser beheizbar waren. Und natürlich gab es Heizdecken in sämtlichen Betten. Es war ganz gemütlich im ehemaligen Pförtnerhaus an der Einfahrt, etwa anderthalb Meilen vom Herrenhaus entfernt, im Gärtnerhaus auf der anderen Seite des Flüsschens, im Waschhaus eine halbe Meile talaufwärts, im ehemaligen Pferdestall hinter dem Wäldchen und in den anderen Cottages, die weiter weg im Tal verstreut lagen, an Schotterpisten oder am Ende unbefestigter Wege...“ 

In schlichter Sprache werden hier schlichte Dinge sehr ausführlich erklärt. Es ist öde in der Einöde. Britischen Wortwitz sucht man hier vergeblich. Und für alle, die es vielleicht noch nicht verstanden haben, werden die Details auch gerne nochmal wiederholt. Da wundert es nicht, wenn „die Chefin“ aus ihrem schicken Auto steigt und prompt erstmal in den Gänsedreck tritt, mit dem wir uns vorher eingehend beschäftigt haben.

Eine Gruppe von Bankern versammelt sich zu einem Teambuilding Seminar im schottischen Outback, ein Pfau dreht durch, eine wackere Köchin befasst sich mit der Pfauenleiche. Die Situation ist skurril und bietet Möglichkeiten. Allerdings geht hier jede Skurrilität in der monotonen Erzählweise unter. Jede Banalität wird ganz genau beschrieben. Man kämpft mit dem Schlaf. Die Protagonisten bedienen alle denkbaren Klischees und auch das wird ausführlich beleuchtet und langweilt. Die Chefin ist zickig, die Köchin patent, die Psychologin bemüht und dann haben wir noch den Schleimer, den Nerd, den Netten und den Quotenschwulen.

Beim Lesen habe ich länger überlegt, warum ich wohl so gar nichts komisch finde, was ganz offensichtlich viele freut und denke, es liegt an einer falschen Erwartungshaltung. Dieses Buch erinnert weniger an John Cleese als an Cecelia Ahern, was ok ist und viele gerne lesen. Ich kann diese Art Bücher nicht leiden und meide sie tunlichst. Hier bin ich leider auf eine Mogelpackung hereingefallen, leichte Lektüre im schillernden Gewand mit anspruchsvollen Vorschusslorbeeren. Freunde des britischen Humors sollten einen großen Bogen um dieses Buch machen.
Beauty is in the eye of the beholder.
It's nothing to write home about.