Rezension

Leichtes Leben in CobyCounty

Schimmernder Dunst über CobyCounty - Leif Randt

Schimmernder Dunst über CobyCounty
von Leif Randt

Bewertet mit 3 Sternen

Ein so schöner Titel und ein so schönes Cover. Aber der Inhalt? Ein seltsames Büchlein ist das. Hauptcharakter Wim ist – das merkt man bereits auf den ersten Seiten – ein prätentiöser Schnösel. Er benimmt sich teilweise schrecklich überheblich und man weiß nicht ob man lachen oder weinen soll über seine Reaktionen. Dabei analysiert er sich uns seine Aktionen ständig selbst - mit für ihn positivem Ergebnis - und merkt einfach nicht, dass er sich schlecht benimmt. Wim ist so entspannt und naiv im Bezug aufs seine Wirkung auf andere, dass er auf den Leser nicht immer so unsympathisch wirkt, wie er eigentlich ist. Das ist ein cooler Schachzug von Randt.

Obwohl es um einen Ferien- und Kurort geht, an dem Wohlstand, Entspannung und Feierlaune herrschen, wirkt alles sehr formal und sehr starr. Das mag am Blickwinkel des Hauptcharakters liegen, denn egal was passiert, Wim bleibt seltsam ungerührt und abwesend. Selbst als er weint, schiebt er das verbal von sich weg. Dabei passieren in CobyCounty und in Wims Privatleben einige Dinge, die ihm diverse Reaktionen abgewinnen könnten. Sie tun es aber nicht. Er wirkt einfach stumpf. Und trotzdem ist Wim der festen Überzeugung, er sei glücklich und privilegiert. Ja – und das ist auch schon der Clou des Buches.

Ich sehe hierin definitiv keinen „epochalen Generationsroman“ wie das Feuilleton der FAZ. Und auch beginnt mit diesem Roman keine „neue Zeitrechnung in der deutschen Literatur“ wie Jana Hänsel von Der Freitag auf dem Klappentext zitiert wird. Eher finde ich es schade, denn das Vorschusslob schürt falsche Erwartungen. Geschrieben ist der Roman gut. Er liest sich flüssig und Wim ist ein klasse Charakter, auch wenn er absolut kein Sympathieträger ist. Sprache, Ton, alles passt. Aber inhaltlich habe ich mir einfach mehr erwartet, als den kurzen Blick in Wims leichtes Leben.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 22. Februar 2017 um 09:19

Minzi! Ich DANKE DIR, dass du eine Rezi verfasst hast zu diesem verwirrenden Roman ;-) Ich selbst habe einfach nicht richtig gewusst, wie ich es angehen soll *hüstel*...

Ich bin total bei dir! Mich hat Wim manches Mal so wahnsinnig gemacht - das war kaum auszuhalten. Aber andererseits hat mich auch fasziniert, dass  bzw. wie Randt hier ein Problem darstellt, dass nicht selten mitten unter uns zu finden ist: das Abstumpfen im Allgemeinen. Und dieser Spiegel hat schon so einige Male ein ungutes Gefühl hervorgerufen, da bin ich ganz ehrlich. Ein richtig unbequemes Büchlein!^^  Sprachlich echt super, inhaltlich ist aber in der Tat etwas wenig dran. Seh ich auch so.

katzenminze kommentierte am 22. Februar 2017 um 10:30

Das freut mich, dass sie dir gefällt! Und das du das ähnlich siehst auch! ^.^ Die zwei Claras fand ich besonders strange... :D

Naibenak kommentierte am 22. Februar 2017 um 10:38

jaaaaa...stümmt...ich auch ;-) Eben alles austauschbar und egal...

wandagreen kommentierte am 22. Februar 2017 um 11:19

Ihr macht mich neugierig, ihr zwei!