Rezension

Leider eine große Enttäuschung

Die unheimliche Bibliothek - Haruki Murakami

Die unheimliche Bibliothek
von Haruki Murakami

Haruki Murakami hat mich schon lange Zeit gereizt und endlich konnte mich dazu aufraffen, tatsächlich ein Buch von ihm zu lesen. Nachträglich wünschte ich jedoch, ich hätte die Finger von "Die unheimliche Bibliothek" gelassen, denn das Buch entpuppte sich leider als absolute Enttäuschung und Fehlkauf.

Es fängt ja schon beim Preis an: Das Buch hat gerade einmal 64 Seiten, diese sind stellenweise nur zum Teil bedruckt und einige Seiten bilden lediglich Illustrationen ab. Diese sind zwar schön, aber ob dies ausreicht, um den stolzen Preis von 14,99 EUR zu rechtfertigen? Eher nicht, zumal ich das Buch nach gerade einmal 20 Seiten beenden konnte. 

Von Haruki Murakami kannte ich bislang nur einige Leseproben, von daher war mir sein Schreibstil zumindest ein bisschen bekannt, von daher hatte ich relativ hohe Erwartungen an die Geschichte. Der Schreibstil ist hierbei jedoch nicht alles andere als ansehnlich. Es liest sich fast schon so, als hätte tatsächlich ein Kind die Geschichte geschrieben. Die Dialoge wirken zum Teil recht lieblos und auch die Gedankengänge sind sehr einfach gehalten. Sicherlich, man kann sowas mögen, aber mir war es dann doch alles zu einfach gehalten. Dazu gibt es immer wieder die gleichen Wiederholungen, die sich durch das gesamte Buch wie ein roter Faden ziehen. Der Junge redet immer wieder davon, dass sich seine Mutter Sorgen mache und sie wohl vergessen würde, seinen Star - einen Vogel - zu füttern. Wenn so eine Aussage fast 8-10 Mal auf gerade einmal 64 Seiten erscheint, dann kann dies im Laufe der Zeit doch extrem nervig sein.

Dazu ist die Geschichte oftmals skurril und viel zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Die Geschichte hat sicherlich eine Aussage, allerdings konnte ich diese leider nur sehr schwer entdecken, da mich die unsympathischen Figuren zu sehr vom Rest abgelenkt haben.

Mit dem Schafsmann, dem stummen Mädchen und dem Jungen lernt man Figuren kennen, die mich leider nicht überzeugen konnten. Besonders der Junge handelt oftmals so derartig merkwürdig, dass ich mir nicht sicher bin, ob dieser sogar tatsächlich sich allem bewusst ist, was um ihn herum geschieht. Er nimmt sämtliche Situationen mit einer derartigen Gelassenheit hin, dass es schon fast weh tut. Man spricht über einen Ort, bei dem es um Leben oder Tod geht und der Junge denkt lediglich an seinen Wellensittich oder sogar auch an seine Lederschuhe. 

Wirklich schön und auch sehr passend sind dagegen die vielen Illustrationen von Kat Menschik. Diese passen tatsächlich zu jeder Situation und sind nahezu so abgebildet, wie ich es mir auch zuvor bildlich vorgestellt habe. Eine tolle Arbeit und sehr sehenswert!

Neben den schönen Illustrationen gibt es noch einen weiteren Pluspunkt: Die Stimmung ist sehr düster und mysteriös aufgebaut. Auch wenn sich der Junge sehr naiv und fast schon devot verhält, trübt dies aber nichts an der düsteren Stimmung, die fast schon perfekt eingefangen wurde. Wäre die Geschichte ein wenig länger gewesen und die Figuren authentischer und sympathischer, hätte ich an diesem Werk sicherlich mehr Spaß gehabt. 

Die Covergestaltung ist sehr hübsch anzusehen und passt auch relativ gut zur Geschichte. Die Kurzbeschreibung ist nett, verrät aber meiner Meinung nach bereits zu viel. Dies hätte man deutlich kürzer und eventuell auch geheimnisvoller präsentieren können. 

Insgesamt bin ich von "Die unheimliche Bibliothek" sehr enttäuscht. Schwache Figuren, ein fast schon zu einfacher und kindlicher Schreibstil und eine zu skurrile Handlung haben mir den Lesespaß leider ordentlich verdorben. Dazu ist die stolze Summe von 15 EUR viel zu teuer für gerade einmal 64 Seiten. Dieses Buch würde ich allerhöchstens Lesern empfehlen, die bereits im Vorfeld sämtliche Werke von Haruki Murakami gelesen haben.