Rezension

Leider etwas langatmig

Tausend Worte - Ciarán Collins

Tausend Worte
von Ciarán Collins

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
1000 Worte am Tag soll er schreiben, hat sein Psychiater ihm gesagt.
1000 Worte die beschreiben sollen, wie das Leben mit seinen Freunden war.
1000 Worte die sagen, wieso nichts mehr ist, wie es einmal war.

Meine Meinung:
Eigentlich wusste ich nicht wirklich, was mich erwarten würde, so klar ist der Klappentext nicht und doch, etwas an ihm hat meine Neugier geweckt, vielleicht, weil er eben so spärlich ist. Charlie bekommt die Aufgabe, 1000 Worte am Tag zu schreiben, dies verordnet ihm sein Psychiater. Psychiater? Ja und hier stellt man sich die erste Frage, wieso konsultiert er diesen? Lange, sehr sehr lange tappt man im Dunkeln, verliert sich zwischen den Sätzen und weißt irgendwie auch nicht, wohin einen die Geschichte bringt.

Charlie hat zwei beste Freunde: Sinéad und James. Es sind auch diese drei Personen, die das Buch bestimmen, deren Geschichte erzählt wird, aber diese Geschichte, sie verliert sich in Details. Alles wird zerkaut, auseinandergepflückt, bis nahezu nichts mehr übrig ist. Jede Begebenheit, sie wird bis in die hinterste Ecke beleuchtet und vielleicht gefiel es mir deswegen nicht sonderlich. Natürlich möchte man eine Geschichte präsentiert bekommen, die rund erscheint, aber diese hier, sie ist beinahe schon zu glatt, lässt dem Leser keinen Platz für eigene Gedanken, man erstickt an der Informationsflut. Charlie beschreibt das Leben mit seinen Freunden und es gibt so viele Ereignisse, die sie erleben, dass man zwischen bedeutend und unbedeutend nicht mehr unterscheiden kann, beinahe ist alles trivial, bis zum Ende hin, wenn der große Knoten gelöst wird, doch bis dahin ist es ein waten durch so viele Informationen und weil man nicht wirklich weiß, was man mit ihnen anfangen soll, verliert man sie im Kopf. Einige Begebenheiten erscheinen bedeutend, sie werden abgespeichert, aber viele fluten einfach so durch die Gedanken, ihnen gelingt es nicht, sich in den Hirnwendungen festzusetzen.

Der Klappentext verspricht ein komisches Buch, komisch scheinbar nicht im Sinne von lustig, denn lachen musste ich eigentlich nie, was kein Kritikpunkt ist. Es ist eine ausgefeilte Geschichte, mit sehr interessanten Charakteren. Charlie, man kann ihn zu Beginn schwer einschätzen, ist er der Böse oder Gute, womöglich weder noch, sondern einfach nur Erzähler, der zufällig James und Sinéad kannte. Langsam nähert man sich ihm an, kann ihn zwar immer noch nicht einschätzen, entwickelt aber eine gewisse Sympathie für ihn. Eigentlich möchte er seine Geschichte nicht niederschreiben, zumindest sagt er es, doch man merkt relativ rasch, er möchte es sich doch von der Seele reden, irgendjemanden erzählen, was er weiß. Der Leser wird direkt angesprochen, weshalb die Verbundenheit noch einmal gesteigert wird, manchmal, da fühlte es sich so an, als hätte ich neben Charlie Platz genommen und seinen Worten gelauscht. Das Psychogramm gelingt wunderbar, man blickt in Tiefen, die man sich gar nicht wirklich erwartet hätte und doch bleibt leider der große Minuspunkt: die Langatmigkeit. Mag die Idee am Buch gut gewählt sein, scheitert die Umsetzung, weil der Reiz, herausfinden zu wollen, was das große Geheimnis ist, niemals gegeben war.

Fazit:
Ich glaube, wenn ein Leser detailverliebt ist, dann wird er sehr große Freude mit dem Buch haben, wenn man aber ein wenig Luft zum Atmen braucht, sich eigene Gedanken machen möchte, dann fühlt man sich schnell von der Geschichte erschlagen.