Rezension

Leider fehlten der Geschichte rund um Helena und ihre Mutter oftmals die Details

Das Geheimnis meiner Mutter - J. L. Witterick

Das Geheimnis meiner Mutter
von J. L. Witterick

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch hat es mir wirklich schwer gemacht, denn eigentlich interessieren mich Geschichten über die Zeit des Dritten Reichs unheimlich. Allerdings fing schon die Aufmachung des Buches an, mich zu stören. Beim Cover ist es mir zum Beispiel unerklärlich wer dieser kleine Junge mit Hund ist. Hauptperson des Buches sind nämlich Helena und natürlich ihre mutige Mutter.
Als ich das Buch dann aufklappte wurde ich von einer außergewöhnlich großen Schrift enttäuscht. Die ausgeschriebenen 256 Seiten könnten durch eine normalgroße Schriftart locker auf 180 bis 200 Seiten gekürzt werden. Dementsprechend hatte ich mit dem Buch keine schönen langen Lesestunden, sondern habe es sehr schnell beendet. Das jedoch hätte nicht sein müssen, denn wäre die Autorin tiefer ins Detail gegangen, hätte sie noch einige interessante Seiten füllen können.
Allgemein war mir die Geschichte in weiten Teilen zu flach und ungenau. Die Kapitel waren oft nur 3 bis 4 Seiten lang und machten es mir schwer die damalige Zeit nachzuempfinden.
Das Buch ist als Jugendbuch ab 12 Jahren ausgeschrieben, wird also vermehrt von Jugendlichen gelesen die mit der Nazi-Zeit nur durch Bücher oder allerhöchstens Erzählungen der Großeltern in Berührung gekommen sind. Diesen Umstand scheint die Autorin in weiten Teilen vergessen zu haben, denn es fehlten oft die Hintergründe zu den Geschehnissen. Mir ist bewusst warum damals die Juden verfolgt wurden und wie schlimm die Zeit auch war. Einem 12-jährigen Kind ist es das aber vielleicht nicht. Wenn dann die Hintergründe von der Autorin nicht geboten werden, hat dieses Kind niemals die Chance ein Gefühl für diese unfassbaren Gräultaten zu entwickeln und den unglaublichen Mut von Helenas Mutter zu erfassen.
Ich finde das unglaublich schade, denn der Ansatz von der Autorin J. L. Witterick ist wirklich gut.
Sie erzählt aus verschiedenen Sichtweisen, wie das Haus von Helenas Mutter zu einem kleinen "Flüchtlingslager" wurde und wie die dortlebenden Personen empfunden haben. Als Leser wird man Zeuge davon, warum Helena mit ihrer Mutter alleine in dem Haus wohnt und wie Helena ihre erste große Liebe kennenlernt. Der soziale Abstieg der jüdischen Arztfamilie, die später in Helenas Haus unterkommt, wird erzählt genauso wie die andere jüdische Familie plötzlich nach einer sicheren Unterkunft sucht.
Besonders interessant war für mich die Geschichte des deutschen Deserteuer, denn dieser Umstand wurde in meinen vorherigen Büchern nie thematisiert. Wie aber auch schon bei den Sichtweisen, war mir der Einblick in das Leben des Deutschen viel zu kurz. Es fehlten die Details und oftmals auch die Emotionen.
Häufig hatte ich das Gefühl, dass die Autorin nicht recht wusste ob ihr Buch ein Tatsachenberich oder ein Roman werden sollte. Selber erlebt hat sie diese Geschehnisse nämlich nicht, sondern nur von einer Frau gehört die wie Helenas Mutter war und beschlossen das diese Geschichte erzählt gehört.

Fazit:
Leider fehlte der Geschichte rund um Helena und ihre Mutter oftmals die Details und wirkte sehr ungenau, sodass ich als Leser den Schrecken der damaligen Zeit nicht erfassen konnte.