Rezension

Leider kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen

Chosen 2: Das Erwachen - Rena Fischer

Chosen 2: Das Erwachen
von Rena Fischer

Der zweite Band knüpft nahtlos an den ersten Band (Die Bestimmte) an und es geht sofort spannend weiter. Rena Fischer hält sich nicht lange mit Wiederholungen auf. Einerseits mag ich das, andererseits fiel es mir zunächst etwas schwer, mich wieder in die Geschichte einzufinden. Ich musste erst nochmal kurz rekonstruieren, was zum Ende von Band 1 passiert war.

Emma hat mir ehrlich gesagt nicht so sehr gefallen. Aus meiner Sicht macht sie über die zwei Bände fast gar keine Entwicklung durch. Sie stellt fest, dass sie durchaus stärker ist, als Farran, sie zeigt durchaus, dass sie etwas im Köpfchen hat, aber sie benutzt dieses Köpfchen einfach nicht. Sie lässt sich extrem leicht manipulieren, was sie einerseits authentisch macht, da sie eben eine leicht zu beeinflussende Jugendliche ist, aber andererseits erwarte ich von der Protagonistin eines Jugendbuch ein bisschen mehr. Ihr Verhalten hat mich schier wahnsinnig gemacht. Ich wollte sie am liebsten schütteln. Erst zum Ende hin macht sie dann doch plötzlich eine Wandlung durch, die ich ihr aber nicht so richtig abgekauft habe, da sie ihre wirklich wundervollen Einsichten gleich wieder durch eine extrem unbedachte Handlung zunichte macht.

Aidan kämpft über die Hälfte des Buches um seine verlorenen Erinnerungen und später mit seiner nicht mehr vorhandenen Gabe. Er ist natürlich der strahlende Held, der Emma zu Hilfe eilt, wann immer Hilfe notwendig ist. An Aidan und seiner Entwicklung kann ich gar nichts aussetzen. Er ist mutig, hilfsbereit und bereit, für die Gerechtigkeit zu kämpfen.

Ein echter Träger dieser Geschichte ist für mich Jack, das Wiesel (wie ich ihn in meinem Kopf getauft habe). Ein junger Mann, der bereit ist, über Leichen zu gehen, um Farran zu beeindrucken. Jack ist ein toll angelegter Charakter, der mich beim Lesen so wütend gemacht hat. Aber, genau das hat mir gefallen. Er hatte alles, was ein echter Antagonist braucht. Er treibt die Geschichte voran und lässt sich ein ums andere Mal beeindruckende Dinge einfallen, um Emma das Leben schwer zu machen.

Farran ist natürlich die Leitfigur dieses Buches. Ich habe ihm von Anfang an nicht getraut und ich traue ihm auch jetzt, wo ich das Buch beendet habe, nicht. Er hat eine Vergangenheit, die nach und nach aufgelöst wird und so kann man nachvollziehen, warum er so handelt, wie er es tut. Dennoch kann ich sein Handeln selbstverständlich an keiner Stelle gutheißen.

Jacob, Emmas Vater, von dem ich im ersten Band ja keine hohe Meinung hatte, ist für mich inzwischen der Held dieser Bücher. Er macht eine deutliche Entwicklung durch. Er, der zu Beginn von Band 1 nicht einmal wusste, das er eine Tochter hat, nimmt diese Verantwortung an und ist bereit, sein Leben für Emma zu geben. Ich bewundere ihn unheimlich für das, was er ist und wie er sich entwickelt hat.

Richtig Klasse war die Übersicht am Ende des Buches, wer zu den Raben und wer zu den Falken gehört, da ich zwischendurch nicht mehr durchgeblickt habe, wer nun zu welchem Clan steht. Eine echte Hilfe!

Insgesamt fand ich die Geschichte extrem spannend und deutlich nachvollziehbarer, als den ersten Band. Die Figuren haben irgendwie alle ihre Persönlichkeit gefunden und handeln authentisch. Logische Löcher habe ich in der Geschichte nicht gefunden, auch wenn ich mir an der einen oder anderen Stelle eine stärkere Protagonistin gewünscht hätte. Rena Fischer ist eine gute Mischung aus eher ruhigen Passagen und Ereignissen, in denen sich alles überschlägt, gelungen.

Von mir gibt es 3 Sterne, da ich mich gut unterhalten gefühlt habe und der zweite Band den Zweiteiler sehr gut abschließt. Der Zweiteiler lässt sich gut lesen und ich bereue keine Minute, die ich an der Seite von Emma, Aidan und Jacob verbracht habe. Dennoch kann Chosen – Das Erwachen leider kein Lieblingsbuch werden, weil mir die Hauptfigur einfach zu schwach war und oft zu kopflos gehandelt hat.

Es fällt mir ein bisschen schwer, das hier zu schreiben, denn die Leserunde und der Austausch mit Rena Fischer war total herzlich und konstruktiv. Dennoch kann ich euch den Zweiteiler nicht uneingeschränkt empfehlen, weil mich in Band 1 einfach zu viel gestört hat. Es bedurfte zu viel Erklärung von Rena, um die Geschichte wirklich komplett schlüssig zu machen. In Band 2 hatte ich diese Probleme zwar nicht mehr, aber bei diesem Zweiteiler lässt sich Band 2 definitiv nicht lesen, ohne den ersten Band zu kennen und ich hätte mir einfach eine stärkere Protagonistin mit deutlich mehr persönlicher Entwicklung gewünscht. Was soll ich sagen? Macht euch selber ein Bild. Bereuen werdet ihr es nicht, wenn ihr euch die Bücher kauft.