Rezension

Leider nicht mehr als Durchschnitt und eine unreife Protagonistin.

Salzige Sommerküsse - Leila Howland

Salzige Sommerküsse
von Leila Howland

Worum geht es?

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht Crickets, die sich nach der Scheidung ihrer Eltern oft bei ihrer besten Freundin Jules aufhält, um der depressiven Stimmung ihrer Mutter zu entkommen. Jules‘ Familie behandelt sie, als würde sie dazugehören, und plant sogar, sie in den Urlaub nach Nantucket mitzunehmen. Cricket schmiedet bereits allerlei Sommerpläne, unter anderem ihre zukünftige Verliebtheit in Jay Logan, als ihr das Leben dazwischenfunkt: Jules‘ Mutter Nina stirbt überraschend und Cricket wird aus dem Familienurlaub wieder ausgeladen. Um ihrer besten Freundin in dieser schweren Zeit dennoch beistehen zu können, fährt sie alleine nach Nantucket und heuert als Zimmermädchen in einer Pension an. Jules ist davon jedoch eher weniger begeistert und während sich die beiden immer mehr auseinanderleben, kommt Cricket jemand anderem überraschenderweise näher, von dem sie eigentlich die Finger lassen sollte: Nicht wie geplant Jay Logan, sondern Jules‘ jüngerem Bruder Zack.

Meine Meinung

Ich bin mit einer relativ falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen. Ich hatte angenommen, dass es sich um eine lockerleichte Sommerlektüre handelt, in der die Protagonistin einem streng gehütetem Geheimnis auf den Grund geht und sich dabei in eine Person verliebt, die für sie tabu ist. Ich dachte an einen deutlich älteren Jungen oder womöglich Jules‘ Freund, stattdessen hat man es mit einem 18 Monate jüngeren Jungen zu tun, der aber in seinem Verhalten deutlich reifer wirkt als die Protagonistin. Dies ist jedoch nicht unbedingt schwer, denn Cricket verhält sich trotz ihrer fast 18 Jahre wie eine pubertäre 13-Jährige, die plant (!), sich in ihren Schwarm zu verlieben, Listen über dessen Vorzüge verfasst und unbedachte Beleidigungen vom Stapel lässt, nur um dann wieder einen Rückzieher zu machen. Ich weiß nicht. Jemand, der das darauffolgende Jahr aufs College geht, sollte erwachsener sein und es nicht merkwürdig finden, wenn eine gleichaltrige Person mit einer „Erwachsenenstimme“ spricht, geschweige denn das Wort „Erwachsenenstimme“ verwenden.

Zack dagegen wirkte dagegen deutlich älter als sechzehn, sowohl von seinem Verhalten als auch (laut Cricket) von seinem Aussehen her. Er ist selbstbewusst und schlagfertig, ergreift in Bezug auf Cricket immer wieder die Initiative und macht sich nichts aus der Meinung anderer. Ich habe ihn schon gleich zu Anfang schnell ins Herz geschlossen, denn es sind die Momente mit ihm, die besonders witzig oder besonders gefühlvoll sind. Man spürt die Verbindung zwischen den beiden und kann verstehen, warum sie sich ineinander verlieben. Sie sind auf einer Wellenlänge, müssen ihre Beziehung aber geheimhalten, um Jules nicht zu verletzen.

Jules fand ich, um ehrlich zu sein, absolut unmöglich. Anfangs war sie mir noch sehr sympathisch, aber nach dem Tod ihrer Mutter veränderte sie sich so drastisch und nahm sich derartig viel raus, dass ich nur noch Antipathie und leider kein Verständnis für sie übrig hatte. Zack hat den gleichen Verlust zu tragen und verhält sich gegenüber Cricket nicht wie das letzte Ekel, die ihr ja schließlich auch nur helfen möchte, weil Jules ihr viel bedeutet.

Weitere sehr tolle Charaktere sind Jules‘ Mutter Nina, die leider nur anfangs auftaucht, aber mit ihrer verrückten, verpeilten Art direkt sympathisch ist, und andere Randfiguren wie Liz, die einen deutlichen Kontrast zu Jules darstellt, oder George, ein Journalist, bei dem Cricket später ein Praktikum macht. Sogar Jay Logan war überraschenderweise ein sympathisches Kerlchen, was mich sehr überrascht hat, da das in anderen Liebesromanen sehr oft anders ist.

Die Annahme einer „lockerleichten Sommerlektüre“ stellte sich zudem ebenfalls als falsch heraus, denn es herrscht hin und wieder eine eher drückende, traurige Stimmung, verursacht durch den Tod Ninas, der nicht nur Jules und Zack sehr nahegeht, sondern auch Cricket, die in ihr eine zweite Mutter gesehen hat. Weitere Probleme wie die plötzlich gefährdete Freundschaft zwischen Cricket und Jules dämpfen ebenfalls die gelöste Stimmung, werden aber auch immer wieder von amüsanten Szenen mit Zack kurz, aber erfolgreich in den Hintergrund gedrängt. Das Geheimnis, dem Cricket auf die Spur kommt, kann nicht wirklich als ein solches bezeichnet werden und wirkte auf mich eher nebensächlich für die Handlung, weshalb mein Interesse stets mehr der Entwicklung der Liebesgeschichte galt, die wirklich schön beschrieben ist und träumerisch mitverfolgt werden kann.

Das Ende lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits bleiben einige Dinge ungeklärt, andererseits wird aber gerade durch die fehlende Klärung mancher Konflikte Authentizität gewährleistet, da manches eben Zeit braucht, um gekittet oder überwunden zu werden.

Fazit

„Salzige Sommerküsse“ ist ein unterhaltsamer, gefühlvoller Sommerroman mit einer eher unreifen Protagonistin und einem sympathischen männlichen Gegenpart, der aber aus der riesigen Menge von Liebesromanen nicht heraussticht. Eine durchschnittliche Lektüre für zwischendurch, die Spaß macht. Von mir gibt es 3 Sterne!