Rezension

Leider nicht mein Fall!

Glücksmädchen - Mikaela Bley

Glücksmädchen
von Mikaela Bley

„Glücksmädchen“ ist der erste Kriminalroman der schwedischen Autorin Mikaela Bley und gleichzeitig Auftaktband einer Reihe, in deren Zentrum Ellen Tamm steht. Diese verdient ihren Lebensunterhalt als Kriminalreporterin bei einem Stockholmer Fernsehsender und wird bei ihrer Arbeit tagtäglich mit dem Schlimmsten konfrontiert, was sich Menschen einander antun können. Als ihr der Vermisstenfall der achtjährigen Lycke übertragen wird, sieht sie sich urplötzlich mit den Dämonen ihrer Vergangenheit konfrontiert. Denn als Achtjährige hat Ellen ihre Zwillingsschwester Elsa verloren, und seither ist kein Tag vergangen, an dem sie sich nicht mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen quält. Sie lässt nicht locker und verbeißt sich richtiggehend in den Fall, auch als die Suchmannschaften längst aufgeben wollen. Fast scheint es, als ob ihr Lyckes Rettung die Erlösung bringen soll. Aber dann wird das Mädchen tot aufgefunden und es stellt sich die Frage, wer warum das Kind getötet hat.

 Das Thema „Verschwundenes Kind“ scheint momentan Hochkonjunktur in den Kriminalromanen zu haben, die im Wesentlichen für die weibliche Leserschaft gedacht sind, wobei die Thematik einmal mehr, einmal weniger gut umgesetzt wird. Im Falle von Mikaela Bleys „Glücksmädchen“ neige ich leider zur letzteren Einschätzung, denn die Autorin hat in ihrem Erstling alle typischen Klischees bei der Charakterisierung ihrer Personen verbraten: eine Hauptfigur, die mit einem Kindheitstrauma kämpft, eine Mutter, die das Schicksal ihrer Tochter kaum berührt, eine Stiefmutter, die direkt aus einem Grimm‘schen Märchen stammen könnte – die Liste könnte man beliebig fortsetzen. Ähnliches gilt für die Informationsbeschaffung der Journalistin, die die polizeilichen Ermittlungen außen vor lässt und durch die nicht näher bezeichneten Kanäle einer Kollegin mit dem versorgt wird, was sie wissen möchte. Mir war das alles zu kalkuliert, zu gewollt, weshalb ich bei der Lektüre ständig auf Distanz zur Handlung und den Personen war.

 Selbst wenn man Mikaela Bleys Erstling nachsichtig betrachtet, bleibt als Fazit nur zu bemerken, dass nicht jeder skandinavische Autor qua Herkunft spannende Kriminalromane schreiben kann. Und deshalb werde ich auch auf die nachfolgenden Bände der Reihe verzichten.