Rezension

Leider nicht sehr informativ

Mein intersexuelles Kind - Clara Morgen, Christiane Bauermeister

Mein intersexuelles Kind
von Clara Morgen Christiane Bauermeister

Bewertet mit 2 Sternen

Das Buch ist dreiteilig: Im ersten Teil erzählt die Autorin die Geschichte ihres interesexuellen Kindes. Im zweiten Teil kommen Betroffene und Angehörige zu Wort und im dritten dann Ärzte und Wissenschaftler.

Direkt vorne weg, ich bin weder selbst betroffen noch kenne ich, soweit ich es weiß, jemanden, der intersexuell auf die Welt gekommen ist. Ich habe nur letztens in einer Zeitschrift einen Artikel über dieses Thema gelesen, und als ich nun in der Bücherei über dieses Buch gestolpert bin, dachte ich, ich könnte ein bisschen tiefere Einblicke in die Problematiken der Intersexualität erlangen.

Der Aufbau des Buches an sich ist gut. So kommen sowohl die Autorin selbst mit ihren Erfahrungen, als auch Betroffene und Experten zu Wort. Allerdings ist insbesondere der erste Teil, in dem es um das intersexuelle Kind der Autorin geht, sehr kurz. Innerhalb weniger Seiten wird die Kindergarten- und Schulzeit abgehakt. Als Leser erfährt man kaum, wie das Umfeld mit dem Wissen umgegangen ist, und es wird ziemlich schnell klar, dass das Kind selbst noch immer nicht seine Intersexualität akzeptiert hat (und damit vermutlich auch nicht mit dem Buch einverstanden ist, da anscheinend die Namen geändert wurden). Dadurch war die Schilderung sehr einseitig und ging nur um die Probleme der Mutter. Auch der Vater bzw. sein Umgehen mit der Problematik werden kaum angesprochen.

Der zweite Teil war für mich der interessanteste. Hier kommen Betroffene und Angehörige zu Wort. Einer der Betroffenen schreibt, dass man die Neugierde der Menschen nutzen solle, um den Umgang mit dem Thema zu erleichtern. Da viele mit Intersexualität einfach nichts anfangen können, müssen sie aufgeklärt werden. Genau dem stimme ich zu, nur leider wird in dem Buch nichts aufgeklärt. Man erfährt nicht wirklich etwas über den Umgang im Alltag (wie macht man sowas wie Umkleidekabinen / Toiletten nutzen, die nun mal geschlechtlich getrennt werden) und man erfährt auch bei keiner der Interviewten, wie es mit Partnerschaften allgemein aussieht, oder so einfache Dinge wie "ist normaler Geschlechtsverkehr möglich", nachdem anfangs gesagt wurde, man müsste passende Organe erst formen, aber dieser Punkt wurde nie wieder aufgegriffen. Das soll ja nicht in Voyeurismus ausarten, aber wenn es um Aufklärung geht, gehören gerade bei diesem Thema solche Punkte dazu.

Immer wieder geht es nur um die Frage, soll man statt männlich / weiblich noch etwas Drittes ankreuzen können. Ansonsten werden keinerlei weitere Informationen geliefert, auch nicht im dritten Expertenteil.

Insbesondere fand ich extrem nervig auf Dauer, dass alle immer als Ärzt_innen, Wissenschaftler_innen etc. aufgeführt wurden. Das stört den Lesefluss ungemein, und grade bei diesem Thema geschlechtsspezifische politische Korrektheit? Das finde ich absolut unnötig.

Ich vergebe gut gemeinte 2 von 5 Punkten und würde das Buch nicht weiterempfehlen.