Rezension

Leider nicht so meins

Das Labyrinth erwacht - Rainer Wekwerth

Das Labyrinth erwacht
von Rainer Wekwerth

ZUR AUFMACHUNG

Ich persönlich finde zwar, dass das Cover wirklich eindrucksvoll ist, sowohl Titel als auch Buchbeschreibung aber so gar nicht zum Roman passen wollen. Das Labyrinth ist in meinen Augen kein Labyrinth gewesen und gelebt hat es leider auch nicht, geschweige denn, dass es bösartig war. Vielleicht hat man in diesem ersten Teil auch einfach noch nichts davon gespürt, weil es hier erst erwacht?! Aber für mich ist das jedenfalls ein Rätsel. Das Cover finde ich wie gesagt aber wirklich toll!

ZUM BUCH

Ohje. Ich fühle mich jetzt schon mies. 
Wenn ich mir die Amazon Bewertungen ansehe, dann sieht es ganz danach aus, als sei ich die erste, die das Buch nicht mit drei Sternen oder mehr bewertet. "Lost meets Panem" heißt es da und die Begeisterungsstürme, die von jeder Menge Spannung, einer grandiosen Idee und sympathischen Charakteren berichten scheinen nie abzureißen. Am liebsten würde ich jetzt natürlich mit einstimmen, aber ich musste feststellen, dass mir persönlich dieser Roman bei weitem nicht so gut gefallen hat.
Den Vergleich mit Lost, den kann ich noch gut nachvollziehen, denn die Jugendlichen hier entwickeln die selbe Art von Misstrauen gegenüber ihren Mitstreitern und müssen gleichzeitig auch einsehen, dass sie zusammenarbeiten müssen. Und wie Panem und auch ganz besonders wie Die Auserwählten von James Dashner handelt es sich um einen postapokalyptisch angelegten Roman, wenn man sich die zweite Welt, in der die Jugendlichen sich befinden, einmal näher ansieht. Trotzdem ist dieser Roman hier völlig anders angelegt. Die Idee an sich kann man nicht unbedingt als neu betrachten, den ab und an aufkommenden Vorwurf, sie sei von Die Auserwählten geklaut, finde ich aber völlig unberechtigt.
Das Labyrinth erwacht steht und fällt sicher mit den Charakteren. Findet man diese sympathisch. fiebert man mit der Geschichte mit, man leidet mit ihnen, hofft, dass seine Favoriten die Tore unbeschadet erreichen werden. Mit Sicherheit ist diese Geschichte dann mehr als spannend und mitreißend. Aber das war bei mir einfach nicht der Fall. Es gibt hier sieben Jugendliche, von denen mir gerade einmal zwei oder drei nicht auf Anhieb unsympathisch gewesen sind. Rainer Wekwerth hat Charaktere mit Ecken und Kanten erschaffen und versucht eine möglichst große Vielfalt hier einzubringen, tendiert aber leider ab und an auch dazu sich Klischees zu bedienen. Das wurde zum Ende hin zwar immer besser und in den letzten Szenen habe ich dann doch mit einigen dieser Jugendlichen mitgefiebert. Dadurch war die Spannung zum Ende der Geschichte hin deutlich höher, aber meine Meinung komplett ändern konnte das dann auch nicht mehr. Kathy kann einem gar nicht sympathisch sein, genauso wenig wie Tian, Jenna hatte für mich zu wenig Persönlichkeit und Jeb hat mich mit seinem Drang dazu die Führung zu übernehmen zu Beginn ganz verrückt gemacht... Mary gewinnt durch die Ereignisse ein wenig mehr an Tiefe, wirkte zu Beginn aber einfach nur schwach. Und Leon? Leon ist für mich das wandelnde Klischee und das machte das Ende auch nicht viel besser. Der einzige, den ich von Beginn an mochte, das war Mischa, aber auch er hat seine Momente. So muss ich ehrlich sagen, dass ich mit den Toten (Wenn sie denn wirklich tot sind) in diesem Roman so gut wie gar kein Mitleid hatte.
Die Charaktere konnten mich also nicht überzeugen, weshalb ich auf die Weltenbaukünste des Autors hoffte, aber auch hier wurde ich nicht glücklich gemacht. Diese Geschichte beschäftigt sich viel mehr mit den Beziehungen der Charaktere zueinander als mit dem Labyrinth, das wie ich im Teil zur Aufmachung bereits sagte, für mich kein Labyrinth ist. Ein Labyrinth bedeutet, dass der Weg schwer zu finden ist, aber durch den Stern am Himmel wissen die Jugendlichen eigentlich immer, wohin sie gehen müssen. 
"Frage mich nicht woher ich das weiß", das war das Motto der Geschichte und ich habe es verabscheut. Der Autor speist den Leser wirklich mit sehr wenigen Informationen, was die Geschichte sicher spannender machen würde, wenn man die Charaktere sympathischer findet. Ich hätte gerne gewusst, welchem Zweck diese ganze Aktion dienen soll. Besonders, da die zweite Welt wie das postapokalyptische Berlin wirkte, in dem auch noch andere Menschen unterwegs waren. Vielleicht lese ich die anderen Romane allein um zu erfahren, welchen verrückten Grund jemand für so etwas haben könnte... Die Gefahren, in denen sich die Jugendlichen befinden, bleiben bis zum Ende ungreifbar. Ich finde es noch immer schade, dass nie klar wurde, was sie in der ersten Welt verfolgt hat... Was ich aber wirklich gut fand, das war das Ende, da dieses spannend war und vor allem Tiefgang hatte, der mir einige der Charaktere näher gebracht hat. Ob das reichen wird, dass ich den zweiten Teil auch noch lesen werde, das bleibt fraglich.

FAZIT

Schreibstil: 4 Herzen
Charaktere: 1 Herz
Spannung: 1,5 Herzen
Emotionale Tiefe: 2,5 Herzen
Humor: 3 Herzen
Originalität: 3 Herzen

Ein Roman, der von seinen Charakteren lebt. Hat man Probleme mit ihnen, wird einem das Buch eher weniger gefallen, liebt man diese Charaktere jedoch, dann liebt man den Roman!

3,5 Herzen!