Rezension

leider nicht so, wie gedacht

Grimms Morde - Tanja Kinkel

Grimms Morde
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 2.5 Sternen

Jakob und Wilhelm Grimm, Herausgeber der "Kinder- und Hausmärchen", leben zusammen mit ihren Geschwistern in Kassel. Als ein Mord die Stadtbewohner aufwühlt, werden die Gebrüder Grimm unweigerlich hineingezogen. Denn die Tote starb wie in einem von ihnen verlegten Märchen. Dies kommt den Schwestern von Droste zu Hülshoff zu Ohren, die das Märchen beigesteuert hatten. Zusammen mit den Brüdern versuchen Annette und Jenny den Mord aufzuklären, bis ein zweiter Toter auftaucht, vergiftet durch einem Apfel. Auch Annette entgeht nur knapp einem Anschlag. Wer hat es auf die Gebrüder Grimm und die Schwestern von Droste nur abgesehen?
Die Autorin hat es mir mit der Geschichte nicht einfach gemacht. Verschachtelte Sätze, Abschweifungen in Religions- und Glaubensfragen, Rückblicke auf die Vergangenheit aller Beteiligten und immer wieder die Verbundenheit der Geschwister untereinander lassen den eigentlichen Fall, die Aufklärung der Morde, in den Hintergrund rücken.
Manche Sätze musste ich mehrfach lesen, weil die Schreibweise dem Stil des 19. Jahrhunderts angepasst wurde. 
Viele Namen werden genannt und so einige sind tiefer in der Geschichte involviert, als andere. Hier habe ich dann ab und zu etwas den Überblick verloren, gerade wenn es um die adligen Charaktere ging, Mätressen, Konkubinen, Grafen und weitere hochwohlgeborene Personen, die allesamt Dreck am Stecken haben. 
Jakob Grimm konnte mich nicht wirklich überzeugen, da es ihm offensichtlich an Taktgefühl und sozialer Kompetenz fehlt. Mit Mitmenschen kann er nicht so, muss nun aber unweigerlich mit anderen zusammenarbeiten, da er in den Mittelpunkt der Ermittlungen rückt. Als Verdächtigter muss er nun natürlich dafür sorgen, dass er den wahren Mörder findet. Doch seine verletzende Art sowie der respektlose Umgang mit anderen, führt nicht gerade dazu, dass er sich Freunde macht. Nur sein Bruder Wilhelm bedeutet ihm viel. Ihm gegenüber kann er sich öffnen und zusammen versuchen sie, den Mord aufzuklären. 
Als dann noch die Schwestern von Droste nach Kassel kommen, scheint das Chaos perfekt. Alle haben eine gemeinsame Vergangenheit. Jenny und Wilhelm fühlen sich zueinander hingezogen, doch erlaubt es ihr unterschiedlicher Stand nicht, dass sie zusammenfinden. 
Wilhelm ist warmherzig und auch seinen Geschwistern über viel offener und freundlicher als Jakob. Trotzdem hält er mehr zu ihm und stößt damit auch manchmal andere vor den Kopf.
Annette hat mir sehr gut gefallen. Ihre forsche Art führt dazu, dass sie täglich Diskussionen ausfechten muss, doch öffnen sich hier auch Türen, die man anders nie zu sehen bekommen hätte. Ihre Sichtweise als Frau in der damaligen Zeit war fast revolutionär, nur wird sie nicht ernst genommen. Sie sagt, was sie denkt, sie versucht, zu tun, was sie will, doch wird sie immer wieder ausgebremst. Ihre schlagfertige Art lässt so manchen Mann blass aussehen, doch bekommt sie auch oft genug über den Mund gefahren.
Zu Anfang war ich noch begeistert von der Geschichte, doch dann verzettelt sich alles. Die vielen Abschweifungen haben mich teilweise so sehr aus der Story gerissen, dass ich Mühe hatte, wieder zurückzufinden. 
Die Suche nach dem Mörder hat sich auch nicht spannender gestaltet. Kleine Bruchstücke helfen zwar den Protagonisten, voranzukommen, doch bleiben diese wirklich klein. Und so zieht sich die Aufklärung dann auch in die Länge. Manche Passagen fand ich auch unnötig.
Außerdem dachte ich, dass mehr Morde passieren, als nur zwei, d. h. dass mehr Märchen zum Anlass genommen werden. 
Insoweit konnte mich das ganze Buch nicht so recht überzeugen.
Fazit:
Leider nicht so wie gedacht.