Rezension

Leider nicht überzeugend

Die Bestimmung des Bösen - Julia Corbin

Die Bestimmung des Bösen
von Julia Corbin

Bewertet mit 3 Sternen

Alexis und Oliver werden zu zwei Frauenleichen in einem Naturschutzgebiet gerufen. Wer hatte Zugang dazu? Und welche Verbindung besteht zwischen den Frauen? Zu diesem brutalen Mordfall kommt außerdem, dass Alexis immer noch mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat, denn ihre Eltern waren selber Serienmörder.

Das Cover ist nicht sehr aussagekräftig. Der Titel steht im Vordergrund und viel mehr ist darauf auch nicht zu sehen. Obwohl ich mal ein schlichteres Cover gut finde, bei den vielen überladenen heutzutage.
Der Schreibstil der Autorin hat mich sofort gepackt, denn es ist nicht der übliche leichte Krimi- bzw. Thrillerstil. Julia Corbin würzt ihren Roman mit sehr vielen und auch interessanten Fakten, nicht zuletzt zu ihrem tollen Charakter Karen, die Biologin ist und sich auf Insekten spezialisiert hat.
Das hat mich ganz stark an CSI erinnert, dort gab es auch einen Charakter, der ganz versessen auf die Larven und Maden in der Umgebung der Leichen war. Ich finde das wirklich sehr interessant, was man alles darüber erfahren kann.
Und somit hatte ich auch direkt einen guten Draht zu Karen, die mich nicht nur wegen ihrem Beruf fasziniert hat, sondern auch sehr sympathisch war.
Was ich leider von Alexis nicht sagen kann. Zuerst machte sie auf mich einen starken Eindruck, aber im Laufe des Buches wurde sie mir immer weniger sympathisch. Sie wurde immer weinerlicher und durchtränkter von Selbstmitleid. Außerdem ist sie so fokussiert auf ihre Vergangenheit, dass sie kaum an die Zukunft denkt und wie sie diese selber gestalten kann, ohne den Einfluss des Vergangenen wahrzunehmen.
Obwohl die Rückblicke äußerst interessant sind, denn erst nach und nach erfährt man durch diese so einiges, nicht nur über Alexis Eltern.
Die Rückblicke sind klar gekennzeichnet, aber in den Kapiteln zur aktuellen Zeit haben mich dann die Zeitsprünge sehr verwirrt. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Alexis gerade erst morgens zum Dienst gegangen ist und dann macht sie auf einmal schon wieder nach einem anstrengenden Tag Feierabend. Da habe ich öfters den Anschluss verpasst.
Im Grunde ist der Roman aber sehr viel Ermittlungsarbeit, was ja nicht schlecht ist, denn ab und zu mag ich auch mal diese unaufgeregten Thriller, die sich mehr auf die wesentliche Polizeiarbeit beschränken.
Aber als dann immer mehr über Alexis Vergangenheit bekannt wird, offenbart sich auch immer mehr eine Familientragödie, die mich ein bisschen genervt hat, denn wie oben schon erwähnt, lässt sich Alexis vollkommen davon einnehmen und der Roman rutscht immer mehr in diese Richtung ab und die Morde rücken in den Hintergrund.
Auch als das kill:gen auftaucht, habe ich etwas abgeschaltet, denn ich finde dieses Gerede darüber immer etwas befremdlich. Wenn man immer nur darüber nachdenkt böse zu sein, wird man es dann nicht auch automatisch irgendwann?
Und außerdem sagen die Gene doch nichts über den Charakter eines Menschen aus. Dieser wird ja von einem selber und der Umwelt gebildet.
Gegen Ende wird einem so vieles klarer und man kann sich fast schon denken, wer der Mörder ist, doch die Autorin überraschte mich dann doch nochmal sehr stark.
Aber trotzdem muss ich sagen, dass ich es etwas weit hergeholt finde und obwohl das Ende gut war, konnte mich der Roman leider nicht vollends überzeugen.
Was allerdings sehr interessant war, ist das Nachwort der Autorin und dadurch habe ich nochmal über ein paar Aspekte des Buches nachgedacht.

Mein Fazit: Die Fakten zum biologischen Teil sind alle sehr interessant und spannend, aber der Hauptcharakter Alexis hat mich immer mehr genervt, wegen ihrem Baden im Selbstmitleid. Dazu kommt, dass der Mordfall öfters mal in den Hintergrund weichen musste. Der Roman hat mich nicht fesselnd können, trotz sehr guter Ansätze.