Rezension

Leider sehr viel verschenktes Potential

Guides - Die erste Stunde - Robison Wells

Guides - Die erste Stunde
von Robison Wells

Bewertet mit 3 Sternen

Manchmal wäre es Alice lieber, ihr Vater würde nicht für Sonderprojekte der NASA arbeiten.
So ist sie allerdings nach dem verheerenden Absturz eines Raumschiffs, das viele Tote gefordert hat, mit ihm unterwegs nach Minnesota . Dort soll sie ihre Zeit in einem hochklassigen Internat verbringen anstatt die Sonne Floridas zu genießen. Nun sitzt sie mitten im Epizentrum der Katastrophe fest und erlebt hautnah mit, wie zum ersten Mal eine fremde Lebensform die Erde betritt. Was wollen die Aliens? Wie sind sie auf der Erde gestrandet und was steckt hinter ihrem merkwürdigen und verschlossenen verhalten? Und soll die Menschheit die Wahrheit überhaupt erfahren?

Das Buch schlägt eine ganz andere Richtung ein als erwartet.
Zunächst beginnt die Geschichte mitten im Geschehen. Wir befinden uns direkt von Anfang an im Flugzeug das Alice und ihren Vater zum Ort des Absturzes bringt und erfahren nur wenig vom Absturz selbst und auch die Folgen werden nur ganz kurz angerissen. Hier war ich schon zum ersten Mal etwas verwundert wie wenig Drumherum im Buch vorhanden zu sein scheint. Auch im weiteren Verlauf des Buches bleibt das so. Wir begleiten Alice dabei wie sie im Internat neue Freunde kennenlernt, die Aliens die Erde betreten und wie sich die Dinge weiter entwickeln bevor letztendlich die große „Auflösung“ einiger ungeklärter Fragen stattfindet.
Man merkt dem Buch trotz interessanter Idee die wenigen Seiten auf jeden Fall an vielen Stellen an.
So lernen wir zwar Alice kennen - und sie ist auch eine wirklich angenehme Protagonistin, die genau das richtige Maß an Mut, Entschlossenheit und Stärke besitzt – aber ihre wirkliche Gefühlswelt wird vom Autor nur umrissen. Wir lernen sie nicht richtig kennen und so ist es auch mit allen Nebencharakteren. Das ganze Thema rund um das Raumschiff spielt sich auch auf wenigen Seiten ab und ist zwar interessanterweise ein klein wenig gruselig, aber auch einfach viel zu oberflächlich.
Interessant waren die Hintergründe rund um die Aliens, deren Herkunft, Aufgabe und Lebensweise. Mehr kann ich euch hierzu leider nicht sagen ohne euch zu spoilern, ich fand den Ansatz jedoch richtig gut und ungewöhnlich. Hieraus hätte man so viel mehr machen können.
Generell hat das Buch so viel verschenktes Potential in allen Bereichen, hätte das Buch doppelt so viele Seiten – es hätte ein wirklich tolles Jugend-SciFi-Abenteuer werden können.
So bleibt außer einer exotischen Idee, einer angenehmen Protagonistin und einem schönen Schreibstil leider nicht mehr viel übrig. Das habe ich übrigens auch jetzt beim Schreiben der Rezension bemerkt: ich musste lange überlegen was genau passiert ist, wie die Charaktere hießen und was ich zu diesem Buch wirklich sagen kann und will. Es bleibt einfach zu wenig Inhalt hängen und ich finde zu einem SciFi-Buch gehört einfach eine gewisse Komplexität die hier komplett gefehlt hat.

Leider sehr viel verschenktes Potential durch die wenigen Seiten des Buches. Viele vielversprechende Ansätze wurden zu knapp angerissen und nicht vertieft. Dadurch plätschert das Buch für mich viel zu sehr vor sich hin – trotz spannender Szenen und interessanter Fragen und Hintergründe. Auch die Protagonisten konnten da leider nichts mehr herausholen da auch diese leider zu blass blieben.
So bleibt nur eine wirklich sehr ungewöhnliche Idee die mich auch durchaus unterhalten konnte – das Buch war aber leider insgesamt nur ein durchschnittliches Lesevergnügen.

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