Rezension

Leider total enttäuscht von diesem Finale

Das Herz des Grafen (Lisbetta 2) - Tanja Penninger

Das Herz des Grafen (Lisbetta 2)
von Tanja Penninger

Bewertet mit 2 Sternen

Nach dem so atmosphärischen Auftakt hat mich dieser Band mit Kitsch, gewollt wirkenden Szenen und übertriebener Dramatik enttäuscht. Selbst der angenehme Schreibstil und gelungenen Be- und Umschreibungen konnten den Zauber, den fesselnden Sog, für mich nicht wiederherstellen. Schade, denn diese Reihe hätte etwas ganz besonderes sein können...

Nachdem mich der erste Band mit seiner unheimlichen Atmosphäre förmlich in den Bann gezogen hat, konnte ich diese Fortsetzung (und Finale) kaum erwarten. Wie groß war dann meine Enttäuschung, als...

 

... die düstere Spannung nach kurzer Zeit kitschigem Drama wich. Während ich nach 20% des Buches noch zuversichtlich war, dass es seinem Vorgänger gerecht werden könnte und nur noch etwas Zeit bräuchte, um mich restlich zu begeistern, konnte ich irgendwann die Geschichte kaum noch ernst nehmen, denn sie schwankte zwischen übertriebener Dramatik, dermaßen unsubtilen Andeutungen und rosaroten Schnulze. Die eigenartigem Verstrickungen und Jane Eyre- Stimmung des vorherigen Bandes fielen hinten runter.

Auch die Charaktere waren eine herbe Enttäuschung für mich, denn nach dem Sympathieverlust für Marjan im letzten Band, spielte sie in diesem Buch auch keine große Rolle mehr, während Lisbetta ihr gelichzeitig soooo viel Liebe gegenüber aufbringt. Riana hielt ich einige Zeit für einen gelungen- ambivalenten Charakter, nur um dann festzustellen, dass sie es doch nicht ist. Die Auflösung, wer hier der Mädchenmörder ist, konnte mich nicht überzeugen, all´ die Verluste und Todesfälle kaum berühren (zumal ich die meisten davon unnötig fand) und die rasante Entwicklung von Lisbettas Kindern fand ich, gelinde gesagt, GRU-SE-LIG!!! *husttwilighthust*

Überhaupt, war der ganze zeitliche Verlauf echt merkwürdig - die Technik schreitet innerhalb weniger Monate so schnell voran wie sonst in Jahrzehnten, Charaktere verändern sich in kürzester Zeit, tiefe Freundschaften entstehen angeblich in nur einigen Monaten und die märchenhaft anmutende Erzählung Lisbettas von "vergangenen Zeiten" ist in Wirklichkeit nur ein paar Jahre zurückliegend. Dann wieder, als das Ende des Buches naht, springt die Geschichte einfach ein paar Jahre in die Zukunft, wo vorher doch so viel in kürzester Zeit passierte. Wirkte auf mich alles an den Haaren herbeigezogen :(

Die ganze Drachengeschichte konnte man im vorherigen Band ja bereits erahnen und sie hätte mich auch begeistern können, wenn ich vom restlichen Handlungsstrang, der zwischen Nichtstuerei, Beschreibungen des neuen Glanzes der Grafschaft und pompösen Festen schwankte, so genervt gewesen wäre. 

Und DANN!!! Arrrgh, ich könnte mich immer noch aufregen - die "Rebellion". Sorry, was war das denn?! Nicht nur fand ich diesen Angriff/ Kampf einfach nur lächerlich*, aber die Erlösung der Drachen durch Lisbetta setzte den bisherigen gewollt wirkenden Szenen die Krone auf. 

Was mir an dieser Geschichte gefallen hat, war der märchenhafte und verträumte Schreibstil, der sich einerseits leicht lesen und andererseits bunte Bilder in meinem Kopf entstehen ließ. Leider reichte der jedoch nicht aus, um die enttäuschende Handlung zu übertünchen.

 

 

Alles in allem ist in diesem finalen Band nicht nur die einzigartige Stimmung verloren gegangen, eine bisher überzeugende Liebesgeschichte unromantisch abgewickelt worden und die düstere Vergangenheit in Nebenhandlungen aufgeklärt worden, sondern auch noch mit "War-ja-klar"- Momenten um sich geworfen. Denn hey, natürlich muss die mittellose Magd die Erbin eines angeblich ausgestorbenen Grafengeschlechts sein und Drachenkönigin werden, natürlich sind ihre Kinder über-begabt und ja klar, jeder verfällt ihr sofort unsterblich, wenn er sie sieht. #istklar

* Es bildet sich eine Widerstandsgruppe gegen die Drachen, nach einem misslungenen Anschlag verschwinden sie wieder von der Bildfläche, tauchen dann plötzlich mit wahnsinnig böööösen und gefährlichen Drachen wieder auf, ein kurzer (und für mich wenig aufregender) Kampf, bei dem fast alle "Guten" sterben und dann tötet Lisbetta den Anführer und plötzlich ist der Kampf vorbei?! Drachen wieder lieb, Rebellen geköpft, Ende. Ende?!!!!!