Rezension

Leider unsympathische Protagonistin

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte - Jessica Park

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
von Jessica Park

Bewertet mit 2.5 Sternen

Julies neue Wohnung in Boston, wo sie ab sofort studiert, stellt sich als nicht existent heraus und so ist sie froh, von einer ehemaligen Studentenfreundin ihrer Mutter aufgenommen zu werden. Deren Tochter Celeste ist allerdings keine typische 13-Jährige - denn da wäre diese lebensgroße Pappfigur ...

 

Ich wurde einfach mit der Protagonistin nicht warm und vermutlich sorgte das dafür, dass ich mich auch mit dem Rest des Buches nicht ganz anfreunden konnte. Bekanntermaßen hängt ziemlich viel von dem Protagonisten ab. ^^

Julie war mir irgendwie unsympathisch. Sie ist selbstbewusst - ziemlich selbstbewusst. Manchmal kam sie mir fast schon überheblich vor, zum Beispiel, wenn sie Matt als Nerd bezeichnet und es ihm fast schon vorwirft, auch wenn sie selbst gerne lernt. Sie ist in gewisser Hinsicht selbstüberzeugt, was vielleicht einerseits eine Abwechslung zu den gängigen Protagonistinnen darstellt, andererseits manchmal eben auch überheblich wirkte.

Dann wirkte sie teilweise ziemlich taktlos auf mich, wenn sie gefühlt zwei Tage bei den Watkins wohnt (nachdem sie von diesen aufgenommen wird), schon persönliche Fragen stellt und es als ihre Mission sieht (übertrieben betrachtet), die Antworten herauszufinden. Gleichzeitig ist sie manchmal auch ein wenig naiv, auch wenn sie sie rührend um Celeste kümmert.

 

Ich mochte Julie also nicht wirklich und hatte auch so meine Probleme mit ihren Entscheidungen. Dabei ist die Idee und was dahinter steckt eigentlich gar nicht so schlecht und vor allem die Personen der Familie Watkins ziemlich vielschichtig. Genau wie das Thema hinter der Ganzen.

Celeste, ein 13-jähriges Mädchen, das sich so gar nicht wie ein Teenager verhält, sondern ein wenig ... anders ist. Gebildeter, doch gleichzeitig schleppt sie eine lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn, der auf Weltreise ist, herum und wirkt dann wieder wie ein Kleinkind. Ein faszinierender Charakter, den man ins Herz schließt, und der sehr viel Tiefe hat.

Einige Nebencharaktere, wie Julies Mutter oder ihre Freundin Dana bleiben dagegen eher blass, was aber auch nicht so schlimm war, da es nicht unbedingt handlungsentscheidende Charaktere sind, die viel im Mittelpunkt stehen.

 

Irgendwie konnte auch der Humor meine Vorstellungen nicht erfüllen. Ich hatte mir ein witziges und zugleich tiefgründiges Buch vorgestellt, bei dem man viel lachen muss. Zugegeben, tiefgründig ist es schon, aber witzig? Hm. Vermutlich hatte auch das seinen Ursprung in meiner fehlenden Sympathie für die Protagonistin (oder ich verstand den Humor nicht), wenn mich Sprüche, die vermutlich witzig sein sollten, ein wenig in Bezug auf Julies Motive dahinter irritierten. Wenn ihr versteht was ich meine. ^^

Der Schreibstil ist aber auf jeden Fall locker und flüssig zu lesen, auch wenn mich das Buch nicht wirklich fesseln konnte. Auch das Ende konnte mich irgendwie nicht überraschen.

 

Fazit: Flüssig zu lesen, vielschichtig Thematik, allerdings eine mir unsympathische Protagonistin