Rezension

Leider viele Klischees...

Save Me
von Mona Kasten

In "Save Me" beschreibt die Autorin Mona Kasten die Liebesgeschichte zwischen der 17jährigen Ruby Bell und James Beaufort, einem 18jährigen MItschüler aus reichem Hause.
Aber "arm" und "reich" sind leider nicht die einzigen Klischees, die die Autorin nutzt. Natürlich muss der reiche Sohn noch unglücklich unter der Fuchtel seiner herrischen Eltern stehen und Ruby neben einer übergewichtigen Schwester auch noch einen Vater haben, der nach einem tragischen Unfall im Rollstuhl sitzt. Die süßliche harmonische Familienidylle, die im Hause Bell herrscht, wird von der Kälte des reichen Elternhauses Beaufort kontrastiert.
Es gibt das Thema "Homosexualität", aber sexueller Missbrauch auf einer Party und sogar eine Teenagerschwagerschaft mussten noch mit in die Geschichte verwoben werden...
Insgesamt wurde ich sehr stark an die "Royal"-Bände erinnert, z.B. wenn James als "König der Schule" bezeichnet wird, und die ganze Kulisse der teuren Privatschule "Maxton Hall", in der nur reiche, verzogene und oberflächliche Teenager verkehren, dazwischen die arme Stipendiatin Ruby, die versucht möglichst unsichtbar zu bleiben.

Irgendwie hatte ich mir nach der Leseprobe mehr erhofft: dort hat sich Ruby in beeindruckender Weise einem Bestechungsversuch von James widersetzt und hat mir sehr imponiert, auch wenn sie mir schon fast unter einem Kontrollzwang zu leiden schien, so organisiert, wie sie beschrieben wurde, ständig mit Organizer unterwegs, jedes Thema eine spezielle Farbe, lauer To-do-Listen...
Aber das spannende anfängliche Hickhack zwischen Ruby und James verlor sich dann doch recht rasch.
"Sie kommen aus unterschiedlichen Welten.
Und doch sind sie füreinander bestimmt. " - diese Beschreibung im Klappentext macht dann auch den Inhalt ziemlich vorhersehbar.
Für mich hat Ruby als Charakter im Laufe der Handlung aber viel von ihrer Standfestigkeit verloren, von der Ruby aus der Leseprobe hätte ich mir erwartet, dass sie nicht so mit sich umspringen lässt.

Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass die Geschichte etwas steckengeblieben ist: während Stipendiatin Ruby seit Beginn ihrer Zeit in "Maxton Hall" Wert darauf gelegt hat, für ihre reichen, verwöhnten, oberflächlichen Mitschüler "unsichtbar" zu sein, wird außer in einer Szene gar nicht mehr beschrieben, wie sich die Situation an der Schule für sie geändert hat. Diesen Umschwung, der denklogisch passieren muss, habe ich in anderen Büchern aber besser nachvollziehen können.
Alle Nebencharaktere sind zudem auch nur sehr vage beschrieben: einzig Rubys beste Freundin Lin ist wenigstens ansatzweise beschrieben, der Freundeskreis von James bleibt ziemlich dunkel, und auch Lydia, James` Zwillingsschwester kann man sich nicht so recht vorstellen, auch wenn man mittelbar ein ganze Menge von ihren Problemen erfährt.

Die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben, mal aus der Perspektive von Ruby, mal aus der von James, was die Erzählung abwechslungsreich macht. Dass die Erzählperspektive teils innerhalb eines Kapitels wechselt, überrascht zunächst, man gewöhnt sich aber sehr rasch daran.
Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, wobei ich das Drama am Schluss schlicht unnötig und nicht nachvollziehbar fand. Ich hätte am liebsten James durchgeschüttelt und auch Lydias Verhalten und Schweigen ist schlicht unbegreiflich...