Rezension

Leider wurde das Buch in das falsche Genre eingeordnet, trotzdem schöne Geschichte.

In tiefen Schluchten - Anne Chaplet

In tiefen Schluchten
von Anne Chaplet

Bewertet mit 3 Sternen

Anne Chaplet – In tiefen Schluchten

 

Carl und Tori, die eher aus pragmatischen Gründen geheiratet haben, aber woraus dann doch eine unendlich tiefe und vertraute Liebe wurde, ziehen nach Belleville, in ein Dorf im Süden Frankreichs. Eigentlich weiß Tori nicht viel über die Vergangenheit ihres Mannes und erst nach dem Tod, erfährt sie über ihn Einzelheiten und den Hugenotten, die sie sehr faszinieren. Auch das Haus in dem die beiden gezogen sind, Maison Sarrasine, hat einen interessanten historischen Hintergrund.

Die ehemalige Rechtsanwältin wird neugierig, als bei ihrer Freundin ein Feriengast abhanden kommt, Adriaan ist von seinem Ausflug nicht zurück gekommen und als es dann auch noch einen Todesfall im Dorf gibt, gibt es genug Spekulationen, die unterschiedlicher nicht sein können.

Die eingeschworene Dorfgemeinschaft sieht die tragischen Fälle nicht in einem Zusammenhang, aber Tori will Spuren nachgehen und fällt dabei selbst sehr tief und gerät in Lebensgefahr.

 

„In tiefen Schluchten“ ist mein erster Roman von Anne Chaplet, die unter ihrem Klarnamen Cora Stephan bereits einige Bücher veröffentlicht hat.

„In tiefen Schluchten“ wurde als „Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs“ angepriesen.

 

Zuerst das Positive:

Der Roman liest sich flüssig und durch die relativ kurzen Abschnitte, die die Kapitel unterteilen ist ein Wiedereinstieg in die Geschichte problemlos möglich.

Der Roman wird sehr atmosphärisch beschrieben, mit vielen detaillierten Beschreibungen von Land und Bewohner des Dorfes. Dazu gibt es haufenweise historische Fakten die gut recherchiert erscheinen und dem Roman einen schönen Flair gibt und was die Idylle des Romans unterstreicht.

Die Charaktere sind hier besonders gut ausgearbeitet und lebendig und detailliert dargestellt, sodass man sich schnell die Leute vorstellen kann, die dieses wundersame Fleckchen Erde bewohnen. Ihre Eigenheiten sind ebenfalls sehr gut dargestellt, sodass sich eine buntgemischte Menschenmenge ergibt, die im Hinblick auf einen historischen und religiösen Hintergrund nicht unterschiedlicher sein können.

Schon allein deswegen hätte der Roman 4 Sterne verdient.

 

Leider hab ich allerdings einige Kritikpunkte:

Zum einen handelt es sich hier sicherlich um einen spannenden Roman, wenn man die historischen Begebenheiten bedenkt und diese in den Vordergrund stellt, allerdings ist dieses Buch für mich überhaupt kein Krimi. Natürlich gibt es Tote, es gibt auch ein großes Geheimnis, aber das reicht für mich überhaupt nicht aus, dieses Buch als Krimi darzustellen.

Der Spannungsbogen geht immer wieder verloren, durch die sehr schönen, aber doch langatmigen Beschreibungen der Schauplätze und der Personen.

Dazu kamen wirklich sehr viele angefangene Fakten, von der Suche über Einhörner bis hin zu den Hugenotten, katholischen Kriege, Kreuzzüge und letztendlich dann auch noch fiktiver Fähigkeiten der Hauptperson Tori, die nicht wirklich für die Spannung der Geschichte wichtig gewesen wären.

Ich mag Tori, sie ist sympathisch, erschien bis zur ersten Hälfte des Buches zwar noch genauso blass wie zu Anfang, was sich aber im späteren Verlauf deutlich änderte. Sie ist liebenswert, hat das Herz am rechten Fleck und sie hat ihren Mann sicherlich geliebt, dennoch wundert es mich, dass sie sich so schnell fremden Leuten anvertraut und Geheimnisse recht schnell ausplaudert. Was da allerdings die merkwürdigen Halluzinationen/Visionen in der Geschichte sollen, bleibt für mich unklar und wirkt doch stark konstruiert.

Nico, ein ehemaliger Polizist, der mit seinen Dämonen hadert, empfand ich da als ehrlicher, realer und irgendwie trotz seiner Neugier auch zugänglicher.

Meine Lieblingsfigur in diesem Roman war July, ein schwarzer Pittbull, der die Geschichte immer wieder aufgelockert und zu einigen Problemlösungen beigetragen hat.

 

Insgesamt hat mich der Roman unbefriedigt zurück gelassen, da ich mir mehr Antworten auf meine Fragen und vor allem der vielen, vielleicht überflüssigen, Handlungsstränge gewünscht habe.

Es soll zwar Fortsetzungen zu dem Roman geben, aber die Frage ist, ob diese Geschichte hier noch mal aufgegriffen wird oder ob die Anwältin vielleicht ein neues Abenteuer erlebt.

 

Mir persönlich fehlte das gewisse Etwas, war ich sehr bedauerlich finde, da ich mich auf die Geschichte gefreut habe.

 

Ginge es um einen historischen Roman hätte ich 4 Sterne vergeben, als Krimi kann ich leider nicht mehr als 2 Sterne vergeben. Und deswegen bekommt das Buch leider nur knappe 3 Sterne, denn mehr ist beim besten Willen für mich leider nicht drin.

Es tut mir leid, keine positivere Rezension schreiben zu können.

 

Das Cover ziert ein wunderschönes Landschaftbild, dass die Dorfidylle gut einfängt.

 

Fazit: Leider wurde das Buch in das falsche Genre eingeordnet, trotzdem schöne Geschichte.