Rezension

Leseempfehlung auch für Nicht-Historien-Fans

Bilder des Bösen - Britta Hasler

Bilder des Bösen
von Britta Hasler

Bewertet mit 5 Sternen

Ich gestehe, kein Fan historischer Romane zu sein, auch wenn ich die akribische Recherche der Autoren solcher Werke bewundere. Britta Hasler hatte mich allerdings bereits mit ihrem ersten historischen Wien-Krimi "Das Sterben der Bilder" so beeindruckt, dass ich diese Fortsetzung einfach lesen musste. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin versteht es, einen von der ersten Seite an in die Geschichte hineinzuziehen. Die kriminelle Handlung um einen Serienmörder, der es auf weibliche Prostituierte abgesehen hat, die eine ganz besondere Art von Dienst anbieten, ist spannend konstruiert. Britta Hasler präsentiert uns und dem Ermittlerduo Julius Pawalet und Rudolph Lischka eine Menge Fakten und schlägt sogar den Bogen zurück zum Kriminalfall aus »Das Sterben der Bilder«, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Die vielen Charaktere sind so unterschiedlich, dass es nicht schwerfällt, die Vielzahl der Figuren auseinanderzuhalten. Und ganz nebenbei erfahren wir viele interessante Details aus dem Alltag in Wien 1906, dass ich stellenweise das Gefühl hatte, selbst schon einmal dort gewesen zu sein, vor über 100 Jahren. Es sind allerdings nicht immer schöne Details, ich war stellenweise echt entsetzt. War ich bisher tatsächlich so naiv, zu glauben, dass gewisse Perversionen nicht älter als das Internet sind?  Die Autorin verurteilt nicht die Menschen, die aus Armut Dinge tun, die ihnen zuwider sind. Aber sie reißt der biederen Gesellschaft, dem Adel wie dem Bürgertum, die Maske vom Gesicht. Ganz nebenbei präsentiert sie uns die Stimmungen eines Wiener Sommers so realistisch, dass wir die lauen Winde oder die spannungsgeladene Luft vor dem Gewitter direkt zu spüren glauben. 

Sprachlich überzeugt das Buch ebenfalls. Die Sätze sind wohlformuliert, ohne gekünstelt zu wirken, so dass es eine Freude ist, den teilweise philosophisch anmutenden Gedanken der Protagonisten zu folgen. 

Auch wenn der Fall am Ende gelöst wird, so lässt das Ende der Geschichte auf eine Fortsetzung hoffen. 

Fazit: 5***** und Leseempfehlung auch für Nicht-Historien-Fans.