Rezension

Lesen darf doch keine Qual bereiten?

Außer sich - Sasha Marianna Salzmann

Außer sich
von Sasha Marianna Salzmann

Bewertet mit 1 Sternen

Auf dieses Buch war ich neugierig. Worauf ich jedoch nicht gefasst war: Dass ich allergrößte Mühe hatte. Mehrere Anläufe des Lesens und Weglegens, streckenweiser Faszination, dann wieder kopfschüttelnden Unverständnisses wechselten sich ab. Und so blieb es leider über die Wochen hinweg. Bis ich aufgab… Insofern ist diese Rezension keine Rezension, sondern ein Bericht meines persönlichen Scheiterns.

„Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien und riechen an deren Parfumflaschen. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.“

Soweit der Klappentext, der mein Interesse geweckt hatte. Was aber fand ich im Buch? Verwirrende Abfolgen von Szenen, aus wechselnden Perspektiven und wechselnden Zeiten geschildert. Es gelang mir nicht, diese kreuz und quer ausgekippten Mosaiksteinchen zu einem schlüssigen Bild zusammenzusetzen. Und wer ist Alissa, wer ist Ali, sind sie zwei oder eines? Sind es reale Menschen oder fiktive Selbstbilder? Die Last der politischen Gegebenheiten, des Judentums, des Fremd-Seins im Inneren wie im Äußeren sind weitere Aspekte im Verwirrspiel dieses Buches.

Anspruchsvolle Literatur lese ich gerne. Für dieses Buch jedoch bin ich offensichtlich nicht klug genug. Das Lesen war eine Qual. Und für diese Qual ist mir meine Lebenszeit zu kostbar.