Rezension

"Lesen ist ein großes Wunder"

Gebrauchsanweisung fürs Lesen
von Felicitas von Lovenberg

Bewertet mit 4 Sternen

Ich frage mich, warum ich eine „Gebrauchsanweisung fürs Lesen“ gekauft habe. Das Lesen beherrsche ich ganz sicher, eher bräuchte ich eine Anleitung, wie ich mehr Zeit dafür gewinne oder wie ich meine Gier nach neuem Lesestoff zügeln kann. Vermutlich war ich nur auf der Suche nach einer Erklärung für meine Lesesucht und nach einer Bestätigung, dass trotzdem alles mit mir in Ordnung ist. Zu meiner großen Erleichterung fand ich in dem Büchlein von Felicitas von Lovenberg beides.

Die Verlegerin des Piper Verlags schildert die Vorzüge des vertieften Lesens aus verschiedensten Blickwinkeln. Sie erklärt, wie das Lesen das Selbstbewusstsein und das Einfühlungsvermögen stärkt und den kritischen Geist fördert. Bücher, so schreibt sie, bereichern uns um Erfahrungen, Gefühle und Erkenntnisse und erlauben uns – wie Klaus Piper es nannte – „doppelt zu leben“, da wir bei der Lektüre neue Gedanken formen und das Gelesene individuell vervollständigen. Marie von Ebner-Eschenbach hatte sicher Recht mit ihrer Feststellung „Lesen ist ein großes Wunder“.

Die Autorin streut immer wieder interessante Betrachtungsweisen und Denkanstöße ein: zum Beispiel dass wir heute ein hohes Privileg genießen, Lektüre in Frieden und Freiheit genießen zu können. Oder dass wir mit einem E-Book-Reader unsere Lesegewohnheiten preisgeben und ein Stück Privatsphäre aufgeben. Von Lovenberg bezeichnet unsere gelesenen Bücher als eine Art ausgelagertes Gedächtnis, als eine Bibliobiografie unseres Lebens. Für meinen Bücherschrank ist dieses kleine, aber feine Büchlein jedenfalls sowohl optisch als auch inhaltlich eine Bereicherung und gibt mir das gute Gefühl: Ich bin mit meiner Leidenschaft nicht allein!