Rezension

Lesenswert!

Ich war Hitlers Trauzeuge - Peter Keglevic

Ich war Hitlers Trauzeuge
von Peter Keglevic

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman beleuchtet die letzten Wochen des Dritten Reichs aus einer ungewohnten und in dieser Form noch nie dagewesenen Perspektive. Der Jude Harry Freudenthal konnte sich bisher unter einer falschen Identität erfolgreich vor den Nazis verbergen. Als er sich als Pilger getarnt auf den Weg nach Santiago de Compostela machen will, gerät er durch die resolute Leni Riefenstahl, die einen Durchhaltefilm dreht und noch Männer dafür braucht, mitten in den Volkslauf von Berchtesgaden nach Berlin. Der Sieger darf dort dem Führer zum Geburtstag gratulieren...

Der Reiz liegt bei diesem Werk in der gekonnten Verschmelzung von Realität und Fiktion. Wahre geschichtliche Ereignisse und real existente Persönlichkeiten aus der NS-Zeit wie Leni Riefenstahl, Joseph Goebbels, Eva Braun und auch Adolf Hitler begegnen der erdachten Figur Harry Freudenthal alias Paul Renner, dessen Deckname zum Programm wird. Er rennt buchstäblich um sein Leben und quält sich trotz Schmerzen immer weiter dem Ziel entgegen. Unterwegs verliebt er sich sogar in ein BDM-Mädchen, was ihn beinahe auffliegen lässt. Dazwischen erfährt man in Rückblenden vieles aus seinem bisherigen Leben und den Schicksalen seiner jüdischen Familie.

Der Schreibstil ist mit ironischem Witz und schwarzem Humor gewürzt und so lässt sich die schon überaus interessante Handlung noch unterhaltsamer lesen. Auch gibt es etliche bemerkenswerte Nebenfiguren, die mit ihren detailreichen Geschichten für Spannung sorgen. Ich konnte mich jedenfalls sehr gut in fast jeden Charakter hineinversetzen und habe besonders mit Harry mitgelitten und gebangt.

Ein sehr lesenswerter Roman über ein düsteres Kapitel unserer deutschen Geschichte, der zum Nachdenken anregt und trotzdem überaus unterhaltsam geschrieben ist. Ich muss sagen, dass sich die 20-jährige Recherche des Autors dafür gelohnt hat!