Rezension

Lesenswert

Lied der Weite - Kent Haruf

Lied der Weite
von Kent Haruf

Zwei Jungs tragen Zeitungen aus, ein Lehrer ärgert sich mit einem Problemschüler und dessen Eltern rum, eine 17jährige wird ungewollt schwanger und infolgedessen von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt, zwei Rinderzüchter gehen ihrem harten Tagesgeschäft nach und eine Lehrerin kümmert sich um ihren demenzkranken Vater.

Kent Haruf gibt uns einen Einblick in den Alltag von sieben Menschen in einer amerikanischen Kleinstadt in Colorado und erzählt unaufgeregt von ihren Sorgen und Nöten, Ängsten, Freuden und auch von der Einsamkeit, die alle Figuren hin und wieder heimsucht. In kurzen Kapiteln wird jeweils aus der Sicht eines Bewohners der Stadt erzählt. Dabei entfaltet sich eine wohltuende Entschleunigung, denn das Buch verzichtet auf jegliche Zuspitzung oder Dramatisierung. Es beschreibt die Normalität des Lebens.

Dabei versteht es Haruf, dem Leser das Gefühl zu geben, ganz nah am Leben der Stadtbewohner dran zu sein. Man steht gedanklich auf derselben staubigen Straße wie die Zeitungsjungen und sieht ihnen bei ihrer Arbeit zu oder man hat die rauen schwieligen Hände der Viehzüchter vor Augen, mit denen gerade ein Kalb aus der Mutterkuh gezogen wurde und spürt die trockene Kälte des Winters in Colorado.

Ein wunderbares Stimmungsbild aus der fiktiven Stadt Holt. Ein Buch der leisen Töne. Lesenswert.