Rezension

Lesenswert, aber kein Must-Read

Krokodilwächter
von Katrine Engberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das eigene Manuskript zu einem Krimi als Vorlage eines tatsächlich verübten Mordes. Dieser schrecklichen Realität muss sich Esther de Laurenti gegenüber sehen, deren junge Mieterin, Julie Stender, tot aufgefunden wird - erstochen und mit einem rätselhaften Muster im Gesicht verunstaltet. Jeppe Korner und Anette Werner ermitteln, nehmen Verdächtige ins Visier und müssen dabei leider allzu oft feststellen, dass sie mit ihren Ermittlungen in einer Sackgasse landen. Denn es geschehen weitere Morde und auch das Manuskript wird weitergeführt...

 

Trotz einiger Klischees, derer sich Katrine Engberg auch in ihrem Thriller/Krimi bedient, wie die gescheiterte Ehe und Tablettenabhängigkeit eines Polizeiassistenten oder der schweren Kindheit des Täters, ist ihr ein insgesamt fesselndes Debüt gelungen. Ich fühlte mich animiert, Mitzurätseln, folgte denselben falschen Fährten wie die Ermittler und war schließlich von der Auflösung des wirklich sehr verwobenen Falls überrascht. Da sich erst am Ende alle Puzzleteile zusammenfügen und die Bedeutung des Titels geklärt wird, ist der Fall bis zuletzt absolut unvorhersehbar und Spannung wird aufgebaut. Zu eben dieser Spannung tragen auch einzeln eingestreute Passagen des Manuskripts oder die wechselnde Korrespondenz mit dem Täter bei.

Die Autorin bedient sich einer detailverliebten Erzählweise, die dem Leser das Hineinversetzen in Handlung, Charaktere und Schauplätze erleichtern soll und für manche sicherlich auch den gewünschten Effekt erzielt. Stellenweise wirkte diese ausschweifende Beschreibung für mich jedoch eher zäh und seitenfüllend, wodurch die Spannung immer wieder etwas gedrosselt wurde. Ich muss zugeben, dass ich solche Seiten daher überflog bis es wieder handlungsführender zu werden schien, denn die Potenzprobleme Jeppes und die lang herbeigesehnte "Auferstehung seines Phönix" interessieren mich nicht so sehr. Von einigen Nebencharakteren wie Jeppes toughe Partnerin Anette oder die Kollegin Saidani hätte ich mir dagegen mehr Hintergrund und Persönliches gewünscht, die so etwas unnahbar bleiben.

Fazit: Thriller/Krimi haben sich bisher nicht als mein bevorzugtes Genre erwiesen, sodass ich von Engbergs Krokodilwächter überraschenderweise - und von einigen Abschnitten abgesehen - wirklich unterhalten wurde. Die zahlreichen Wendungen und die Undurchschaubarkeit machen die Geschichte zu einem soliden Krimi, der lesenswert ist, aber auch kein Must-Read darstellt. Ich würde 3,5 Sterne vergeben.