Rezension

lesenswert, aber nicht so genial wie "Todesfrist"

Todesurteil - Andreas Gruber

Todesurteil
von Andreas Gruber

Bewertet mit 4 Sternen

"In Wien verschwindet die zehnjährige Clara. Ein Jahr später taucht sie völlig verstört am nahen Waldrand wieder auf. Ihr gesamter Rücken ist mit Motiven aus Dantes "Inferno" tätowiert - und sie spricht kein Wort. Indessen nimmt der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder an der Akademie des BKA für hochbegabten Nachwuchs mit seinen Studenten ungelöste Mordfälle durch. Seine beste Schülerin Sabine Nemez entdeckt einen Zusammenhang zwischen mehreren Fällen - aber das Werk des raffinierten Killers ist noch lange nicht beendet. Seine Spur führt nach Wien - wo Clara die einzige ist, die den Mörder je zu Gesicht bekommen hat ..."

Wie schon im ersten Band gelingt es Andreas Gruber den Leser sofort zu fesseln, der Prolog mit Claras Flucht ist kurz aber unglaublich intensiv.
Leider bleibt es nicht so nervenzerfetzend spannend. Und aufgrund der ausdrücklichen Erwähnung von Dantes "Inferno" hatte ich auch eine völlig andere Erwartung an die Entwicklung der Fälle...

Sabine Nemez hat es geschafft und darf endlich an der Akademie des BKA studieren, ihr Professor, wie könnte es anders sein, Maarten S. Sneijder. Ein Konstellation, die Spannung verspricht und in den gemeinsamen Passagen auch hält. Auch die beschriebenen Fälle sind interessant und teilweise wirklich unglaublich. Die Zusammenhänge, die während der Ermittlungen ans Licht kommen, sind logisch und nachvollziehbar.
Aber, und das sage ich mit Bedauern, konnte mich dieses Buch nicht so begeistern, wie "Todesfrist". Der Beginn ist für mich ziemlich zäh und es interessiert mich untergeordnet bis gar nicht, wie sich Frau Nemez an der Akademie einlebt und Freunde findet oder auch nicht. Die Kurzfassung hätte gereicht. Auch das Beziehungsdrama mit Erik, einseitig berichtet, hätte ich nicht gebraucht - für mich zuviel privates Gedöns.

Doch sobald beide ermitteln, ist sie wieder da, die Spannung. Nemez und Sneijder ergänzen sich perfekt und es gelingt ihr sogar, seine Misanthropie ein wenig abzumildern. Dies empfinde ich als gelungene Weiterentwicklung der Charaktere.

Ansonsten bleibt Andreas Gruber sich treu - kurze,
knackige Kapitel und temporeicher Stil.

Fazit: Ein empfehlenswerter Thriller, der mich zwar nicht so begeistert hat, wie sein Vorgänger, den ich Freunden des Genres aber guten Gewissens empfehlen kann.
Ich freue mich riesig auf den dritten Band "Todesmärchen"!