Rezension

Lesenswerte Biographie einer starken, schönen, charmanten, klugen Frau.

Die amerikanische Prinzessin - Annejet van der Zijl

Die amerikanische Prinzessin
von Annejet van der Zijl

Bewertet mit 4 Sternen

Es lohnt sich, Allene kennenzulernen. Eine bemerkenswerte Person: fein und charmant, bodenständig, klug und schlagfertig. Schön &reich dazu.

„Die amerikanische Prinzessin“ von Annejet van der Zijl habe ich sehr gern gelesen und kann diese Biographie gut weiterempfehlen.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut. Man lernt eine starke Frau kennen, die zwar aus einem reichen Clan in Jamestown, USA, kommt, sie wuchs jedoch in einer Familie auf, die in bescheideneren Verhältnissen lebte. Schon früh wurde Allene von einem Millionärssohn schwanger, ging mit ihm weg und heiratete ihn. Das Glück währte jedoch nicht lange, ihr Mann verfiel in Spielsucht und sie musste allein ihre Kinder großziehen.

Allene Tew heiratete noch vier Mal, darunter einen Adeligen in Schlesien vor dem 2.ten Weltkrieg. Sie hatte zwar Geld, aber privates Glück war bei ihr nicht von langer Dauer. Allenes Schicksal war schon voller tragischer und ergreifender Momente. Manchmal musste ich denken: wie viele Schicksalsschläge kann eine Frau noch ertragen? Dennoch meisterte sie all die Herausforderungen mit Bravour. Ihren Optimismus, den Glauben an das Bessere in den Menschen und im Leben hat sie nie verloren. Insb. zum Schluss gibt es Lebensweisheiten aus der Feder von Allene, da Zitate ihren Briefen aufgeführt wurden, was sie den Lesern noch näher bringt.

Diese Biographie liest sich sehr leicht, sehr angenehm, fast wie ein historischer Frauenroman. Annejet van der Zijl schildert bildhaft auch die Verhältnisse in der „besseren“ amerikanischen Gesellschaft, in der Allene verkehrte. Diese Scheinheiligkeit, Arroganz und Hinterhältigkeit der Reichen kommt am Beispiel der ersten Familie, in die Allene eingeheiratet hatte, insb. a.d. Schwiegermutter, gut zur Geltung. Auch im weiteren Verlauf stößt man hier und dort auf die Kritik am amerikanischen gesellschaftspolitischen System. Auch weitere historische Ereignisse, wie der 2.te Weltkrieg, Turbulenzen an der Börse, etc. kommen an Allene nicht unbemerkt vorbei und hinterlassen ihre Spuren.

Schön fand ich diese griffigen Fazits am Ende der Kapitel, die das vorher Gesagte oft auf den Punkt bringen. Die Analysen der gesellschaftlichen Verhältnisse haben mich köstlich amüsiert. Von der Journaille, so steht es auch im Text, hat Annejet van der Zijl keine besonders hohe Meinung und hält diesbezüglich und sonst auch keinen Blatt vor dem Mund.

Schön ist auch, dass es recht vielen Fotos im Buch gibt, die Allene in jüngeren und späteren Jahren zeigen, ihre Kinder, ihre Ehemänner, ihre Anwesen, die Kinder ihrer späteren Ehemänner, etc. Allene war so, dass sie junge Menschen gern um sich hatte und sich um sie kümmerte. Sie ließ oft ihre Beziehungen spielen und protegierte sie so gut es ging. Manche haben ihr Glück zu schätzen gewusst. So wurde die niederländische Monarchie gerettet, und Allene stand bei der Taufe der zukünftigen Königin Beatrix vor dem Taufbecken neben der Königin Wilhelmina.

Zu all dem war sie in jüngeren Jahren auch Kunstsammlerin und Wohltäterin, engagierte sich in entsprechenden Gesellschaften.

Die Einlagen mit dem letzten Zaren und insb. Rasputin hätten gern kürzer ausfallen dürfen. Auch sonst fehlten mir an mehreren Stellen die Quellen. Aus anderen Sachbüchern bin ich einwandfreien Umgang mit Quellen gewohnt und da soll sich bitte nichts daran ändern.

Das Buch ist schön gestaltet: Festeinband in kräftigem Violett, Umschlagblatt, eine geographische Karte gleich vorn, die Nordosten des Landes, insb. New York, Long Island, Jamestown abbildet.

Fazit: Eine lesenswerte Biographie, die schon fast wie eine Romanbiographie anmutet. Es ist aber eine Erzählung mit nur ganz wenigen kurzen Dialogen. Sachlich und nüchtern erzählt.

Es lohnt sich, Allene Tew kennenzulernen. Sie war eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Person: fein und charmant, bodenständig, klug und schlagfertig. Mir war, als ob sie ihr Leben lang versucht hatte, der Einsamkeit zu entfliehen, was ihr nicht so ganz gelang. Im hohen Alter war sie allein.

Vier gute Sterne und eine Leseempfehlung.