Rezension

Lest dieses Buch!

Nur ein Tag
von Gayle Forman

„Nur ein Tag“ erzählt die Geschichte von der Amerikanerin Allyson, die auf einer Tour quer durch Europa den Niederländer und Globetrotter Willem kennenlernt. Kurzerhand überredet er sie zu einem Kurztrip nach Paris, da wollte sie schließlich immer schon hin. Allerdings hat Allyson einige Bedenken, denn sie kennt diesen Typ ja kaum. Als sie endlich einwilligt, ahnt sie noch nicht, dass dieser eine Tag in Paris ihr ganzes Leben umkrempeln wird.

Der Inhalt wäre damit mehr oder weniger erklärt, weitaus schwieriger wird es, in Worte zu fassen, was für eine berauschende Atmosphäre Gayle Forman hier geschaffen hat. Man läuft, radelt und fährt mit den Protagonisten durch Paris und wünscht sich nichts Sehnlicheres als auch dort sein zu können. Die kleinen Restaurants, die Brücken, die die Seine überspannen, die Fahrradtour, das Künstlergebäude, all das erwacht, dank des genialen Schreibstils zum Leben. Vor allem ist es nicht das Paris der Klischees, der „schon hundert Mal dagewesenen“ Szenarien (Eiffelturm, pont des arts,…), die hier erzählt werden. Viel mehr erlebt man ein privates Paris, das nur die zwei Hauptcharaktere zum Leben erwecken können.

Allyson ist eine zurückhaltende Amerikanerin, von der ihre Eltern nicht weniger als ein Medizinstudium mit Bestnoten erwarten. Aufgewachsen als lang ersehntes Kind, versucht sie den Erwartungen gerecht zu werden, fühlt sich aber zunehmend unter Druck gesetzt. Besonders durch die Begegnung mit Willem gerät ihr Selbstbild allmählich ins Wanken. Mit ihm fühlt sie sich frei und anders, losgelöst von ihrem eigenen Ich.

Willem ist seit zwei Jahren ständig unterwegs, lässt sich treiben, lernt Menschen überall auf der Welt kennen. Lange bleibt er nie an einem Ort. Frauen mögen ihn, wollen ihn an sich binden, doch das hält er nie lange aus. Willem ist sympathisch und lebensfroh, herzensgut und abenteuerlustig. Der eine Tag mit Allyson bringt ihn allerdings etwas durcheinander, als Leser wird man das Gefühl nicht los, dass hinter der positiven Sichtweise auf die Dinge noch etwas anderes verborgen liegt. 

Selten, ja eigentlich nie passiert es mir, dass ich vom Anfang der Geschichte bis zu deren Ende Herzklopfen habe, innerlich aufgewühlt, angespannt und aufgeregt bin. Fast könnte man meinen, das Verliebtheitsgefühl hätte an die Tür geklopft. Und so war es eigentlich auch, ich habe mich verliebt. In die Figuren, in die Atmosphäre von Paris, in die ganze Geschichte an sich und den Einfallsreichtum der Autorin. Nie hätte ich mit so einer einfühlsamen Liebesgeschichte gerechnet, es hat mich wirklich umgehauen. Ich habe das Gefühl, der Geschichte mit Worten alleine nicht gerecht werden zu können. Deshalb, tut mir den Gefallen und lest dieses Buch, es lohnt sich.