Rezension

Licht meines Herzens

Das Meer löscht alle Spuren - Lone Theils

Das Meer löscht alle Spuren
von Lone Theils

Bewertet mit 4 Sternen

Ein berühmter iranischer Dichter landet, nachdem er auf der Flucht von seiner Frau getrennt wurde, in einem dänischen Flüchtlingslager. Einzig der Journalistin und Englandkorrespondentin Nora Sand will er ein Interview gewähren. Der Dichter Manash Ishmail stellt allerdings eine Bedingung. Nora soll versuchen, seine Frau zu finden, die auf dem Weg nach England war. Dort sollte sie von Bekannten in Empfang genommen und an einen sicheren Ort gebracht werden. Am Treffpunkt ist sie aber nicht aufgetaucht. Nora nimmt die Spur der jungen Frau auf, viele Hinweise hat sie nicht und auf die Mitarbeit der Beteiligten darf sie auch nicht hoffen.

 

Im zweiten Band um die Journalistin Nora Sand nimmt sich die Autorin eines brisanten Themas an. Wie gehen wir mit Flüchtlingen um? Wird denen uneigennützig Hilfe geleistet, die sich aus ihrer Heimat auf den Weg machen in eine ungewisse Zukunft oder werden sie von öffentlichen oder privaten Organisationen ausgenutzt für eigene Zwecke? Werden die Flüchtlinge zum Spielball derer, die reicher oder mächtiger sind? Wird einfach das Vertrauen ausgenutzt, dass sie Schleppern zwangsläufig entgegen bringen müssen? Und was, wenn noch ganz andere Ereignisse den Erfolg oder Misserfolg der Flucht beeinflussen? Schließlich kommt auch Nora Sand an den Punkt, an dem sie sich fragen muss, wem sie noch vertrauen kann und wer sie möglicherweise für seine Zwecke benutzt hat.

 

Nach der Lektüre des ersten Bandes bietet dieser zweite Teil zunächst einmal ein Wiederlesen mit bekannten Personen, die man bereits mehr oder weniger lieb gewonnen hat. Dies wird angesichts des wahrhaft mitreißend geschilderten Geschehens um die verschwundene Amina fast zur Nebensache. Zwar kommen der Journalistin Nora Sand auch hier ein paar Zufälle zur Hilfe und sie scheint beinahe unkaputtbar zu sein, aber auch dieses tritt zurück hinter den Nachforschungen, deren Ergebnis einem wirklich die Haare zu Berge stehen lässt. Welchen perfiden Machenschaften die hilfsbedürftigen Menschen ausgesetzt werden können, welche geringfügig andere Weichenstellungen manchmal über Wohl und Wehe entscheiden. Auch wenn die reine Flüchtlingsthematik nicht die Rolle spielt, die zunächst anzunehmen gewesen wäre, so spielt sie doch in alles hinein. Aufgebracht und emotional durchgerüttelt beendet man das Buch, das irgendwie so mitten drin aufhört, dass man denkt, es müsste noch weitergehen.