Rezension

Liebe über Standesgrenzen hinweg

Zigeunermädchen - Farina Eden

Zigeunermädchen
von Farina Eden

Bewertet mit 4 Sternen

Maria ist die Tochter des Kolonialwarenhändlers Friedrich Menz. Aus unerklärlichen Gründen scheint er Maria und ihren Bruder Michael nicht zu lieben und macht den beiden ihr Leben zur Hölle. Ihre Mutter kann sie nicht unterstützen, weil sie an Depressionen leidet.
Maria findet bei einem ihrer Spaziergänge den verletzten Zigeunerjungen Kalo. Aus Mitgefühl beschließt sie, Kalo in einer Waldhütte zu verstecken und pflegt ihn gesund. Nach seiner Gesundung kehrt Kalo ins Zigeunerlager zurück. Doch zwischen den beiden jungen Leuten hat sich eine Liebe entwickelt, die nicht sein darf. Zigeuner wurden zu jener Zeit rücksichtslos verfolgt und mussten sowohl um ihr hab und Gut als auch ihr Leben fürchten. Kalos Verletzungen stammen von einem solchen Überfall. Bei einem ihrer heimlichen Treffen werden die jungen Leute von Winrich Radtke, dem Geschäftspartner von Marias Vater und Schulz der Gemeinde, belauscht. Er erfährt, dass die beiden flüchten wollen, da Maria Kalos Kind erwartet. Winrich überfällt daraufhin zusammen mit seinen Kumpanen das Zigeunerlager, brennt es nieder, tötet die meisten Bewohner und lässt Kalo und seine Cousine Rajana in den Turm werfen. Gemeinsam mit Winrich beschließt Marias Vater, ihr das Kind wegzunehmen und zu töten. Winrichs Sohn Richard, der über die Taten seines Vaters entsetzt ist und in Maria verliebt ist, bietet ihr seine Hilfe zur Rettung des Kindes an. Kalo , der Monate im Arbeitshaus zubringen musste, kommt allen anderen zuvor und entführt das Kind gemeinsam mit Rajana. ihre Flucht führt sie nach London. Doch Winrich ist ihnen auf den Fersen, um sowohl Kalo als auch das Kind umzubringen. Richard und Maria reisen ebenfalls dorthin. London ist ein Moloch voller gefahren. Wo sollen sie die Suche beginnen. Ein Wettlauf um das Leben des Kindes beginnt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Einblicke in die sozialen Verhältnisse fand ich erschreckend. Mir war nicht bewusst, dass Zigeuner damals so völlig ohne Schutz waren und ständig mit Verfolgung rechnen mussten. Die Zustände in den Arbeitshäusern waren erbärmlich. Die dort untergebrachten Sträflinge wurden rücksichtslos ausgebeutet. Todesfälle waren an der Tagesordnung. Die sozialen Zustände in London waren unbeschreiblich. Um so mehr berührte mich die Liebe und das Vertrauen zwischen Maria und Kalo. Mich hat besonders Maria beeindruckt, die sich von der schüchternen Tochter zur selbstbewussten Mutter entwickelt, so wohl dem tyrannischen Vater trotzend als auch den Gefahren in London. Obwohl es eine Liebesgeschichte ist, hat der Roman nichts rührseliges, sondern ist spannend und gibt erschreckende Einblicke in die damaligen sozialen Verhältnisse.