Rezension

Liebenswert, verrückt, klug und berührend - wunderbar!

Was man von hier aus sehen kann - Mariana Leky

Was man von hier aus sehen kann
von Mariana Leky

Bewertet mit 5 Sternen

Die alte Westerwäldlerin Selma träumt hin und wieder von einem Okapi. Anschließend stirbt jemand innerhalb von 24 Stunden aus der näheren Umgebung. Ist das Zufall? Oder kann Selma auf diese Weise tatsächlich einen Todesfall vorhersehen? Jeder im Dorf scheint an diese Weissagung zu glauben, wenn es auch längst nicht jeder zugibt. Aber wirklich jeder kann 24 Stunden lang nicht seinen normalen Alltag weiterleben. Stattdessen ist das ganze Dorf auf äußerste Vorsicht bedacht.

Aber was ist ein Okapi überhaupt?

„Das Okapi ist ein abwegiges Tier, viel abwegiger als der Tod, und es sieht vollkommen zusammenhanglos aus mit seinen Zebraunterschenkeln, seinen Tapirhüften, seinem giraffenhaft geformten rostroten Leib, seinen Rehaugen und Mausohren. Ein Okapi ist absolut unglaubwürdig, in der Wirklichkeit nicht weniger als in den unheilvollen Träumen einer Westerwäldlerin.“

Und eigentlich ist es doch so:

„Ein Okapi wirkt alles andere als unheilvoll. Es kann überhaupt nicht unheilvoll wirken, selbst wenn es sich anstrengen würde, was es, soweit man weiß, selten tut. Selbst wenn es in Selmas Traum sich das Haupt von Krähen und Käuzchen hätte umflattern lassen, die ja die Unheilfülle gepachtet haben, hätte es immer noch einen sehr sanftmütigen Eindruck gemacht.“

Luise ist die Enkelin von Selma und sie musst schon früh einen schweren Verlust erleiden. Außerdem lernen wir Luises Eltern kennen, die Schwester von Selma, den Optiker, Martin, den Palm, den Buchhändler, bei welchem Luise später eine Lehre macht und Marlies. Alle gehören sie zur Dorfgemeinschaft und jeder für sich ist etwas ganz Besonderes: entweder höchst abergläubisch, höchst weise, höchst lieb, höchst verstockt oder aber auch höchst schlecht gelaunt. Eines Tages verliebt sich Luise in Frederik, der plötzlich im Dorf auftaucht. Nur gibt es da ein Problem: Frederik lebt als buddhistischer Mönch in Japan. Ach...und fast hätte ich den treuen, riesigen Hund Alaska vergessen zu erwähnen, der nie zu sterben scheint, sondern stattdessen immer neue Leben beginnt...

So skurril und liebenswert-verrückt, wie das alles klingen mag, ist es auch! Mariana Leky erzählt von einer Dorfgemeinschaft, in der Liebe, Ängste, Freundschaft, Trauer und Fürsorge nah beieinander liegen. Jeder kümmert sich um jeden. Es kommt aber auch schonmal vor, dass jemandem der Tod gewünscht wird. Doch selbst um diesen Jemand wird sich gekümmert. Jede Person ist auf ihre Art ganz wunderbar gezeichnet. Da bedarf es oftmals nur ganz weniger Worte, und man kann sich ein richtig gutes Bild machen. (Mein Favorit ist ja Marlies!^^) Mit leichtfüßigem Humor, viel Einfühlungsvermögen und toller Beobachtungsgabe beschreibt die Autorin, wie Luise sich um Frederik bemüht, wie ihr Vater – angetrieben von einer Psychoanalyse – zum Weltenbummler wird und wie der Optiker eine heimliche Liebe in seinem Herzen mit sich trägt, von der aber eigentlich das ganze Dorf schon lange weiß. Ich habe diese besondere, liebenswerte Geschichte, in der es noch so viel mehr zu entdecken gibt, oft mit einem Dauerlächeln gelesen, aber auch hier und da mit feuchten Augen. Sehr wunderbar!

Fazit: Liebenswert, verrückt, zartfühlend und berührend. Einen solch warmherzigen und klugen Roman gibt es nicht oft und ich kann nur sagen: lest ihn! ♥

Kommentare

LySch kommentierte am 09. Juli 2017 um 18:16

Wundervolle Rezi! ♡ Es hört sich wirklich verrückt und skurril an, aber genau das zieht mich magisch an... ;)
Ich freu mich schon sehr auf dieses Buch!

Sursulapitschi kommentierte am 09. Juli 2017 um 18:21

Das klingt fantastisch! Wie gut, dass es mir ein lieber Mensch ausleihen wird! ❤

wandagreen kommentierte am 09. Juli 2017 um 18:23

Ich halte mir die Augen zu, aber ich weiß dennoch, dass es eine schöne Rezi ist!

Naibenak kommentierte am 09. Juli 2017 um 18:30

Oh dankeschön, ihr Lieben ♥

Buchliese kommentierte am 09. Juli 2017 um 18:30

Ich les das auch noch nicht. Nirgendwo. Aber nach dem Buch, werde ich dir hoffentlich mit dir schwärmen! 

E-möbe kommentierte am 17. Juli 2017 um 13:35

Habe ich nicht zu viel versprochen, oder? ;)

Naibenak kommentierte am 17. Juli 2017 um 13:38

Neee...absolut nicht! <3 Wir haben echt Schnittmengen ;)

E-möbe kommentierte am 18. Juli 2017 um 23:12

Ich bin beeindruckt. ^^

Arbutus kommentierte am 19. Juli 2017 um 00:09

Richtig schöne Rezi. Dad Buch macht mich immer neugieriger.

Naibenak kommentierte am 19. Juli 2017 um 08:52

Danke Arbutili <3 Es wäre noch ein Platz frei...you know ;-)

Arbutus kommentierte am 19. Juli 2017 um 10:02

Da verfalle ich doch tatsächlich ungewollt in meinen heimischen Slang ; ) Hm, verlockend... ich denk mal nach...

Buchliese kommentierte am 06. August 2017 um 14:06

Ganz lieben Dank nochmal für die Empfehlung und natürlich die Leihgabe! Und für das beigefügte Okapi-Futter. Bald kann ich überall hin rollen. ;-) <3