Rezension

Liebenswerte Protagonistin kämpft sich durch schwache Handlung

Selection - Kiera Cass

Selection
von Kiera Cass

 

Ich wage mich oft an literarische Experimente und lasse mich gerne zu einem Buch verführen, das mich durch seine Inhaltsangabe nicht überzeugen konnte. Auch mit „Selection“ von Kiera Cass ließ ich mich auf so ein Experiment ein.
Nachdem ich die Zusammenfassung dieser Geschichte gelesen hatte, war ich davon überzeugt, dass die Autorin sich durch die Fernsehsendung „Der Bachelor“ inspirieren lassen hat. Ich wollte keine dystopische Geschichte lesen, in der sich 35 Frauen um einen Mann streiten, der ihnen ein besseres Leben bieten kann. Es gelang mir aber auch nicht dieses Buch zu ignorieren, denn es war überall sehr präsent.
Viele Rezensenten überschlugen sich mit Lobeshymnen und selbst die kritischsten gaben dem Buch Bestnoten. Mit jeder neuen Rezension wuchs meine Neugier und vor wenigen Tagen entschloss ich mich, es endlich zu lesen.

Dem Leser wird der Einstieg in die Geschichte sehr leicht gemacht. Er lernt das Land Illeá und seine Gesetze kennen, in dem die literarische Hauptfigur America Singer lebt. Durch ihren Alltag bekommt man sehr schnell eine Ahnung, wie viele Menschen ihr Leben in diesem Land bestreiten. Alle Bürger werden in acht Kasten unterteilt, an die bestimmte Regeln geknüpft sind. Menschen, die in einer gehobenen Kaste eingeteilt sind, dürfen ein süßes Leben ohne jegliche Entbehrungen führen. Ganz im Gegensatz zu denen, deren Kaste weiter unten angesiedelt ist. Sie müssen jeden Tag gegen den Hunger und ums nackte Überleben kämpfen. Americas Leben in Kaste fünf soll sich über Nacht komplett ändern. Zusammen mit 34 anderen Mädchen erhält sie die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen, um mit ihrer Familie der Armut zu entfliehen. Sie würde einen sehr hohen Preis dafür zahlen, und vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren. Einen Mann, der ihr nie begegnet ist und den sie nicht begehrt.

Bis auf America sind alle Charaktere etwas oberflächlich gestaltet worden, obgleich viel Potenzial in ihnen schlummerte. Aber auch die Handlung wurde sehr einfach und schlicht gehalten und die Geschehnisse während des Castings nehmen einen großen Teil der Geschichte ein. Auch wenn nicht viel passiert, außer dass man 35 Mädchen dabei beobachtet, wie sie um einen Mann kämpfen, ohne großartig die Krallen auszufahren, wird es nicht langweilig. America schaffte es, durch ihre interessante Persönlichkeit, ihre sympathische und lockere Art und ihrer Einstellung zu diesem Casting, mich neugierig auf den weiteren Verlauf zu machen. Die Idee zu dem Gesellschaftsentwurf wirkte nicht vollends ausgereift und viele Szenen wirkten unüberlegt und warfen Fragen auf, die weder die Autorin noch America mir beantworten konnten. Was mich zusätzlich etwas gestört hat, waren die Begebenheiten am Ende. Hier schien es fast so, als seien der Autorin die Ideen gänzlich abhanden gekommen und sie bediente sich einer Dreiecksbeziehung, um wieder etwas Schwung hineinzubringen.

Ich kann es verstehen, dass diese leichte Geschichte, gerade innerhalb der Zielgruppe, viele Fans gefunden hat. Mir war die Geschichte zu einfach und zu unausgereift. Und obwohl mich „Selection“ von Kiera Cass nicht komplett überzeugen konnte, bin ich trotzdem wissbegierig, wie es im zweiten Teil „Selection - Die Elite“ - der im Februar erscheint - mit America weitergeht.
Am Ende stand ich vor dem Ergebnis meines Experimentes und konnte mit Gewissheit sagen, dass es nicht mein letztes sein wird.