Rezension

Liebesbrief an die Literatur

Jane Austens Geheimnis - Charlie Lovett

Jane Austens Geheimnis
von Charlie Lovett

Bewertet mit 4 Sternen

Sophie Collingwood ist eine begeisterte Leserin und Büchersammlerin, seit ihr Onkel Bertram in ihr die Liebe zur Literatur geweckt hat. Vor allem Jane Austens Werke haben es ihr angetan. Als Sophies Onkel plötzlich stirbt und all seine Bücher verkauft werden, ist Sophie am Boden zerstört. Dennoch zieht sie in die geerbte Wohnung und beginnt eine Stelle in einem Londoner Antiquariat. Kurz darauf erhält sie zwei Anfragen für die 1796 erschienene Zweitausgabe von „Ein kleines Buch allegorischer Geschichten“. Auf der Suche nach dem Buch häufen sich mysteriöse Vorfälle und schon bald erhärtet sich Sophies Verdacht, dass ihr Onkel ermordet wurde. Doch warum ist dieses Buch so wichtig, dass man dafür mordet und was haben Sophies Familie oder Jane Austen und ihr Werk „Stolz und Vorurteil“ damit zu tun?

 

Der Klappentext von „Jane Austens Geheimnis“ sprach mich wegen der alten Bücher und der Verbindung zu Jane Austen sofort an.

Jede weibliche Buchliebhaberin wird Gemeinsamkeiten mir Sophie Collingwood finden, auch wenn man nicht aus einer Familie mit einer eigenen Bibliothek voller alter und seltener Werke stammt. Viele bedeutende englische Schriftsteller und ihre Bücher, die zum Teil auch in meinem Regal stehen werden ebenfalls erwähnt. Dieser Aspekt gefiel mir sehr an dem Roman und die Liebeserklärung an die Literatur, die „Jane Austens Geheimnis“ darstellt, hat dem Buch die 4-sterne-Bewertung gerettet.

 

Die Handlung spielt in zwei Zeitebenen, Sophie zur heutigen Zeit, aber auch Jane Austen von 1796-1817. Hier schildert der Autor den Werdegang der Schriftstellerin, natürlich ausgeschmückt mit Fiktion, wie zum Beispiel ihre Freundschaft zu dem Pastor Richard Mansfield, mit dem sie ihre Liebe zur Literatur teilt. Was ich an dieser Idee des Autors Charlie Lovett leider gar nicht plausibel finde, ist zum einen der riesige Altersunterschied zwischen Jane und Mansfield, sie ist zwanzig, er achtzig. Selbst wenn eine Freundschaft entsteht, halte ich es für unglaubwürdig, dass Jane für einen achtzigjährigen Mann Liebe empfinden soll. Freundschaftliche Zuneigung ja, romantische Liebe nein. Leider wurde mir nicht ganz klar, welche Art von Liebe es sein soll.

Auf der anderen Seite ist Sophie, die scheinbar mit jedem gutaussehenden Typen gleich ins Bett springt und sehr oft überlegt, für welchen ihrer beiden Verehrer sie sich entscheiden soll. Meiner Meinung nach passte dies überhaupt nicht in den Roman. Vielleicht dachte sich der Autor oder Verleger, dass es ohne Sex nicht geht?

 

Wer nun hinter dem ganzen Mysterium um „Ein kleines Buch allegorischer Geschichten“ steckt, war mir sehr schnell klar, leider nur der naiven Sophie nicht. Dementsprechend konnten mich keine Wendungen mehr überraschen und ein großer Spannungseffekt blieb aus.

Fazit: Für alle Bücherliebhaber eine schöne Geschichte für zwischendurch mit ein paar kleineren Schwachstellen, allerdings werden Fans von Jane Austen auch nichts Neues erfahren.