Rezension

Liebevoll chaotisch

Pinguinwetter - Britta Sabbag

Pinguinwetter
von Britta Sabbag

Bewertet mit 4 Sternen

Charlotte Sanderfällt in ein tiefes Loch, als sie im Personalbüro erfährt, dass sie nicht die Stelle der Cheflektorin bekommt, sondern statt dessen mit lobenden Worten entlassen wird. Und ausgerechnet jetzt hat der Mann, der immer für sie zur Stelle war, wenn sie ihn brauchte - oder brauchte er mehr sie? - sich in eine Frau verliebt, die "so ganz anders" ist und will sogar heiraten. Also kommt es zu einem Abschiedsabend. Ihre hoch schwangere Freundin Trine ist froh, ihren "Chaoskeks" Finn mal abgeben zu können. Und mit Finn zusammen begegnet Charlotte Eric und der kleinen Maya...

Zuerst mal an alle werdenden Mütter und Väter, die einen Namen für Ihr Kind, im spezielle für einen Sohn, suchen: Bitte, sucht nicht in diesem Buch. Euer Kind wird es euch danken. Mein Favorit: Hein-Jason-Rolf.
Wir begegnen im Debütroman von Britta Sabbag einer Menge Menschen, die alle ihre speziellen Eigenheiten haben: Charlottes chaotischer Mutter Renate, die den 18. Geburtstag ihres Jüngsten als Einzug in eine neue Freiheit feiert und heute in Grönland Husky-Touren veranstaltet; Freundin Mona, die sich mit Filzbastelsachen über Wasser hält; Freundin Trine mit Mann Paul, die stoische Ruhe vortäuschen; Oma Melitta auf ihrem Bauernhof, die absolut gegen Kinder ist; Marc, der seine große Liebe gefunden hat und nun heiraten will. Und natürlich die Hauptperson: Charlotte: quirlig, am Boden zerstört, laut, in sich gekehrt, pessimistisch, optimistisch, notorisch unglücklich - und das alles in einer absolut liebenswerten Person vereint. Am allerbesten vorstellen kann ich mir Charlotte in ihren rosaplüschigen Stoppersocken und der Babyelefantenhose - ich liebe diesen Schlabberlook. Alles etwas überzeichnet und überspitzt, aber doch meist nachvollziehbar - ich habe immer wieder gedacht "Ja, so ises". Manchmal zuviel Zufälle, die ich aber gerne für die tolle Geschichte akzeptiere. Das Schmunzeln wollte mir bei diesem Buch nicht aus dem Gesicht weichen und ein paarmal habe ich auch herzhaft gelacht. Die jugendlich-leichte und locker-flockige Erzählweise in der Ich-Form lässt mich auch immer wieder in die Gedanken von Charlotte hineinschauen.

FAZIT:
Ein gelungenes Debüt. Eine kurzweilige, frech-melancholisch-fröhliche Geschichte für die kommende Schlechtwetterperiode, die ich sehr gerne weiter empfehlen werde.