Rezension

Lieblingsbuch

Der Vorleser
von Bernhard Schlink

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: Der fünfzehnjährige Micheal lernt Hanna, eine Frau von Mitte dreißig kennen. Sie wird seine erste Liebe. Trotz gewisser Spannungen - Hanna weigert sich, über ihre Vergangenheit zu sprechen, erleben beide eine Zeit des Glücks. Dann ist Hanna verschwunden. Jahre später sieht der Jurastudent Michael sie im Gerichtssaal wieder. Im Rahmen eines Seminars nimmt er als Beobachter an einem Kriegsverbrecherprozeß teil. Hanna wird eines schrecklichen Vergehens beschuldigt und verurteilt. Michael ist entsetzt, kann aber Hanna und das, was er mit ihr erlebte, nicht aus seinem Gedächtnis verbannen.

Eines der wenigen Bücher, die ich mehrmals gelesen habe. Die Geschichte hat einfach einen Zauber für mich und zieht mich immer wieder in ihren Bann. Schlink hat ein Werk geschaffen, in dem so viele gegensätzliche Emotionen nah beieinander liegen, dass man als Leser nach der Lektüre erst einmal seine Gedanken und Gefühle ordnen muss. Ist der Roman eine zarte, ungewöhnliche Liebesgeschichte oder will er einem die ungeschönte Wahrheit eines Kriegsverbrechens vor Augen führen? Ich denke, es ist die Verbindung aus beidem. Gerade, dass der Leser lange nicht ahnt, worum es in der Geschichte wirklich geht und sich stattdessen auf eine ungewöhnliche Beziehung einlässt, zeigt sich am Ende mit noch schockierenderer Klarheit, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann, die man liebt. Und dann steht die Frage im Raum, ob man diesen Menschen trotz seiner Taten immer noch lieben kann.. und ob das die Taten verharmlost.

Für mich ist der Vorleser eines meiner Lieblingsbücher, das ich mit Sicherheit noch ein paar mal in meinem Leben lesen werde!