Rezension

L'Inconnue

Eines Tages in Paris - Juliet Blackwell

Eines Tages in Paris
von Juliet Blackwell

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem die Großmutter in Louisiana verstarb, trauert Softwareentwicklerin Claire nicht nur sehr um sie, war sie doch ihre eigentliche Familie, da ihre Eltern sich nie richtig um sie gekümmert haben, sie muss sich auch um den Nachlass kümmern. Als sie in einem alten Karton die kunstfertige Totenmaske einer Frau nebst einem Brief findet, erinnert sie sich an den letzten Wunsch ihrer Oma, dass sie nach Paris reisen und sich auf die Spuren der Maske begeben solle, um ein Geheimnis zu ergründen. Die Maske „L’Inconnue (Die Unbekannte)“ macht Claire neugierig, so begibt sie sich gleich auf Spurensuche, wobei sie sich auf der Seite des Herstellers „Moulage“ informiert und feststellt, dass es diesen immer noch gibt. Bei der Maske handelt es sich um eine Frau, die man Ende des 19. Jahrhunderts aus der Seine geborgen hat. Claire will es genauer wissen und reist nach Paris, um dort die Bekanntschaft von Armand und Giselle zu machen, die heute „Moulage“ führen. Schnell besteht zwischen Claire, Giselle und Armand eine Verbindung, sie unterstützen Claire bei ihren Recherchen, das Geheimnis um „L’Inconnue“ zu lüften, doch sie zeigen ihr auch ein Paris und halten ihr unbewusst einen Spiegel vor, in dem sich Claire endlich auch selbst wiedererkennt…

Juliet Blackwell hat mit ihrem Buch „Eines Tages in Paris“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser gleich von Beginn an in seinen Bann zieht. Der Schreibstil ist flüssig und lebhaft, der Leser findet sich schnell an Claires Seite wieder, um sie heimlich bei all ihren Unternehmungen zu begleiten und ihre Gedanken und Gefühle aus erster Hand zu erfahren. Der Handlungsaufbau ist interessant gestaltet, so bekommt man nicht nur Einblicke in Claires Leben, sondern erfährt auch die Geschichte rund um die Totenmaske sowie die Unbekannte, deren Gesicht diese ziert und deren Geheimnis seit über einem Jahrhundert die Menschen fasziniert als „L’Inconnue de la Seine“ und um die sich so allerlei Geschichten ranken. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr. Die Autorin versteht es, geschickt Überraschungsmomente sowie unvorhersehbare Wendungen einzuflechten, so dass der Leser zum Miträtseln angeregt wird. Die Ortsbeschreibungen von Paris sind sehr bildgewaltig und farbenfroh, lassen sie doch wunderschöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen und das Gefühl haben, selbst vor Ort in der französischen Metropole zu verweilen, die alten Bauten zu bewundern und die vielen kleine Cafés, Parks und auch die Künstlerszene zu studieren, um nebenbei von französischen Köstlichkeiten verführt zu werden.

Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und platziert worden. Durch ihre individuellen Eigenheiten wirken sie sehr real und lebendig, was sie dem Leser näher bringt. Claire ist eine sympathische junge Frau, die keine leichte Kindheit gehabt hat. Ihre Mutter starb durch einen Unfall, als sie noch sehr jung war, der Vater hatte kein Interesse an dem Kind. So musste Claire schnell erwachsen werden, aber nicht ohne die liebevolle Unterstützung ihrer Großmutter. Claire ist freundlich, offen und neugierig zugleich. Aber sie ist auch in sich gekehrt und ruhelos, sie ist immer noch auf einer Suche und nicht zufrieden mit ihrem derzeitigen Job. Armand und Giselle sind beides sehr nette und freundliche Menschen, die allerdings auch so manches Geheimnis in sich tragen, jedoch dazu beitragen, dass Claire sich bald selbst immer besser kennenlernt und ihr Leben aus einer anderen Perspektive betrachtet. Die Beschreibung von „L’Inconnue“ wird hier etwas verklärt dargestellt, Tatsache ist, das bis heute niemand weiß, wer die Tote in Wirklichkeit war.

„Eines Tages in Paris“ ist ein sehr schöner spannender Roman, der nicht nur ein Geheimnis aufzudecken versucht, sondern auch die Suche nach sich selbst in den Vordergrund stellt. Für diese fesselnde Geschichte gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!