Rezension

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Cromwells Traum oder Die schöne Helena - Charlotte Link

Cromwells Traum oder Die schöne Helena
von Charlotte Link

Bewertet mit 3 Sternen

Die schöne Helena wächst als Waise bei der Familie ihres Onkels auf und ist in ihrer frühen Jugend ein glückliches Mitglied des privilegierten niederen Adels im England des 17. Jahrhunderts. Auf ihre naive, aber liebenswerte Weise erfreut sie sich an hübschen Kleidern, dem aufregenden Trubel in den Straßen Londons und den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit mit James „Jimmy“ Golbrooke. Es sind die wenigen Jahre kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges zwischen Royalisten, die dem König Charles I. treu sind, und den Revolutionären um Oliver Cromwell.
Helena wähnt sich am Ziel ihrer Träume, als ihre Heirat mit James geschlossen wird, und tatsächlich finden die beiden Liebenden ein junges Eheglück auf James' Gut an der Südküste Englands. Doch zwei Ereignisse bedrohen ihr Glück: Obwohl bereits Mutter zweier kleiner Kinder, verliebt sich Helena Hals über Kopf in einen guten Freund ihres Mannes, Alexander Tate. Sie zweifelt an ihrem geordneten, vermeintlich perfekten Leben und wünscht sich, mit Alexander ein Neues zu beginnen.
Das zweite Ereignis ist der Ausbruch des Krieges zwischen Royalisten und Cromwell, das besonders Tate betrifft, da er ein Leutnant der königlichen Kriegspartei ist. Doch auch Jimmy, Helenas Mann, muss in den Krieg ziehen und das Heim seiner Familie schutzlos zurücklassen. Helena und die Ihren müssen nun selbst ums nackte Überleben kämpfen, als ihr Gut zwischen die verfeindeten Fronten gerät und schließlich von den feindlichen Revolutionären besetzt wird. Die junge Frau muss Demütigungen, Hunger und Todesangst ertragen und lernt, wie hart das Leben außerhalb des geschützten adligen Zirkels sein kann. Sie lernt ihren Mann zu schätzen, der ihr diese Sicherheit geschenkt hatte und schämt sich ob ihrer Liebe zu Alexander Tate, doch sie kann ihre Gefühle nicht verleugnen. Trotzdem trauert sie sehr, als die Nachricht von Jimmys Tod im Kampf sie erreicht.
Alexander überlebt diese ersten Jahre der Kriegswirren und es verschlägt ihn schließlich wieder auf das Gut der nun verwitweten Helena, die versucht, den Besitz für ihren kleinen Sohn zu erhalten, damit er eines Tages Jimmys Erbe antreten kann. Trotz aller äußeren Schwierigkeiten finden Helena und Alexander zueinander und leben eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, die jedoch immer von Angst um das eigene Leben und das des Anderen begleitet wird.
Helena und Alexander Tate heiraten und gehen gemeinsam nach London, wo mittlerweile Cromwell herrscht, der den König hat hinrichten lassen. Alexander schließt sich einer royalistischen Widerstandsgruppe gegen die cromwellsche Diktatur an und bringt sich und seine Anvermählte damit in große Gefahr. Es kommt wie es kommen muss und eines Abends erhält die  abermals schwangere Helena eine Warnung, dass ihr Mann aufgeflogen und Soldaten Cromwells zum Geheimversteck seiner Verschwörergruppe unterwegs sind. Sie versucht, den Geliebten noch rechtzeitig zu erreichen, doch sie kann nichts mehr ausrichten und muss miterleben, wie Alexander getötet wird.
Helena selbst wird in ein Frauengefängnis gebracht, wo sie wochenlang in Agonie und Krankheit vor sich hin siecht, ihr ungeborenes Kind und beinahe das eigene Leben verliert. Ihr wird Beihilfe zum Widerstand gegen Lordprotector Cromwell vorgeworfen, doch ein alter Bekannter errettet Helena aus dem Gefängnis und hilft ihr schließlich, mit ihren beiden Kindern aus der Ehe mit James das Land zu verlassen. Sie suchen Zuflucht  im französischen Exil, da England für die royalistische, zweimal verwitwete junge Frau zu gefährlich geworden ist.
Helena erkennt, wie besessen und selbstzerstörerisch sie Alexander geliebt hat und dass er den Großteil seiner Leidenschaft nicht für sie, sondern den Widerstandskampf aufgebraucht hat. Sie bereut ihre Fehler und kann sich doch mit der Vergangenheit aussöhnen.
In den langen Jahren in Frankreich sehnt Helena sich nach ihrer englischen Heimat, obwohl sie eine neue Ehe mit einem französischen Adligen eingegangen ist, mit dem sie auch einen weiteren Sohn gezeugt hat. Als auch jener stirbt und sie abermals als Witwe zurücklässt, endet auch die Herrschaft der Revolutionäre über England und die Monarchie wird unter dem neuen König Charles II. restauriert. Helena lässt ihre beiden älteren, nun fast erwachsenen Kinder auf deren Wunsch in Frankreich zurück und kehrt nur mit ihrem jüngsten Sohn Louis in ihre alte Heimat zurück.
Doch obwohl die alte monarchische Ordnung wieder hergestellt ist, kann sie in England nicht einfach in ihr altes Leben zurückkehren. Zu tief sind die Narben in ihrer Seele und in den Herzen ihrer Cousins und Cousinen, mit denen Helena nun wieder, wie in der gemeinsamen Kindheit, zusammenlebt. Aber auch diese Situation ändert sich, als Helenas alter Jugendfreund Thomas Connor an sie herantritt und ihr einen Vorschlag macht. Sie könnten heiraten, wenn schon nicht aus Liebe, dann doch aus aufrichtig empfundener Freundschaft und Respekt, und zusammen mit Louis der Vergangenheit für immer den Rücken kehren. Helena, Thomas und Louis brechen auf in eine neue Welt namens Amerika, um dort neues Glück zu finden...

Während der Lektüre merkt der Leser, dass dieser Roman einer der ersten von Charlotte Link ist und sie ihn in einem relativ jungen Alter geschrieben hat. Der Schreibstil ist nicht immer ganz ausgegoren und der Inhalt erscheint manchmal als etwas unrealistisch oder pathetisch. Sicherlich gibt es an diesem Buch einiges zu meckern und hin und wieder hätte ich es fast aufgegeben, es ganz durchzulesen. Doch nun bin ich froh darüber, denn insgesamt wird eine interessante Geschichte erzählt, die im Kopf bleibt. Wer mehr über Oliver Cromwell erfahren will, sollte sich jedoch nicht allzu viel versprechen, denn er ist in Links Roman nur eine Nebenperson, die nie persönlich auftritt.