Rezension

literarische Zwischenmahlzeit

Jesus liebt mich - David Safier

Jesus liebt mich
von David Safier

Bewertet mit 2.5 Sternen

~~Inhalt:

Marie aus Malente hat es aber auch nicht so ganz leicht: Gerade hat sie ihren Verlobten vor dem Altar stehen gelassen, da trifft sie ausgerechnet auf den Zimmermann Joschua - der sich schließlich als der echte Messias Jesus herausstellt, der nach 2000 Jahren auf die Erde zurückgekommen ist, um die Endschlacht mit Tod und Teufel auszufechten. Marie verliebt sich rettungslos in Jesus, und bis zum Jüngsten Gericht ist s auch immerhin noch ein bisschen hin, um Zeit mit ihm zu verbringen ...

Meinung:

Zugegeben, die Idee fand ich zunächst witzig: Jesus kommt zurück auf die Erde, und eine etwas chaotisch-überdrehte, moderne Frau verliebt sich in ihn. Das wüde bestimmt sehr unterhaltsam werden. Doch die anfängliche Freude an dem Buch flachte spätestens nach etwa 1/3 ab. Marie erschien mir zunehmend nervig und unreif, eine jener überdrehten, jammernden Frauen, die mit allem unzufrieden sind: Figur (natürlich; wahrscheinlich mit 67 kg viel zu dick!), Job, Beziehung oder Single-Dasein, je nachdem, Lebenssituation an sich. Da gleitet der Autor total ins Klischee ab. Konnte ich am Anfang Marie noch ein wenig nachvollziehen, habe ich es aber überhaupt nicht mehr verstanden, dass sie sich ganze zwei Tage nach der geplatzten Hochzeit in einen anderen Mann verliebt, und zwar so sehr, dass sie sich mit ihm alles vorstellen kann.

Jesus als Figur fand ich leider auch deutlich misslungen. Zwar spürt man als Leser schon seine charsimatische Ausstrahlung, aber Jesus wird für meinen Geschmack viel zu naiv, bisweilen fast schon dümmlich dargestellt. Da hat der Autor aber doch zu wenig in die Bibel geschaut! Jesus war ein echter Menschenkenner, der seine Mitmenschen sehr genau durchschaut hat. Wieso sollte er z.B. keine Ironie vestehen? Zum Teil wird er auch so dargestellt, dass er mit den Errungenschaften der modernen Welt nichts anzufangen weiß und sich nicht zurechtfindet, z.B. was Salsa-Clubs angeht. Also, 1. haben die Menschen im alten Palästina auch gefeiert, mit Alkohol, und 2. wieso steht dann nichts darüber, dass Jesus z.B. überhaupt nichts mit Autos oder fließendem Wasser anfangen kann??? Nein, dieser Charakterisierung Jesu fand ich echt einen Griff ins Klo.

Die Geschichte an sich plätschert irgendwann auch nur so vor sich hin, es gibt keine wirklichen Höhepunkte. Und die wirklich interessanten theologischen/philosophischen Fragen werden zwar gestellt (was ich übrigens wiederum sehr gut fand), aber nie beantwortet. Da macht es sich der Autor zu einfach, aber vielleicht wollte er letztlich auch einfach nicht stärker in die Tiefe gehen.

Die Witze werden nach und nach immer platter und gestelzter, sie kommen nicht mehr natürlich oder fügen sich natürlich in die story ein. Mir kam es bisweilen so vor, als bemühe sich der Autor krampfhaft um seinen humoristischen Schreibstil

Fazit:

Ein sehr seichtes Büchlein, das mit einer witzigen Idee daherkommt, aber auf breiter Linie nicht das hält, was diese Idee verspicht. Mir waren sowohl Inhalt als auch Charaktere zu oberflächlich. Doch als literarische Zwischenmahlzeit ist es ok.

2,5 von 5 Sternen, aufgerundet auf 3.