Rezension

London im ausgehenden 19. Jahrhundert

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

Teufelsgrinsen
von Annelie Wendeberg

Bewertet mit 3 Sternen

Annelie Wendebergs Roman  “Teufelsgrinsen“ ist der Auftakt einer Serie um Dr. Anton Kronberg, Englands führenden Bakteriologen. In einem Londoner Wasserwerk wird ein totes Cholera-Opfer entdeckt. Dr. Kronberg wird in den Fall einbezogen und trifft am Fundort der Leiche auf den beratenden Detektiv Sherlock Holmes. Bei der Untersuchung und Obduktion des Toten wird schnell deutlich, dass das Opfer absichtlich mit den tödlichen Bakterien infiziert und erst nach seinem Tod ins Wasser geworfen wurde. Scotland Yard ist an dem Fall nicht sonderlich interessiert, aber Kronberg und Holmes beginnen mit den Ermittlungen. Anfangs sind beide Rivalen, zumal Sherlock Holmes sofort durchschaut, dass Dr. Kronberg in Wirklichkeit eine Frau ist, die in ihrer wahren Identität ihren Beruf nicht ausüben könnte. Holmes wird sie nicht verraten. Die beiden ebenbürtigen Ermittler kommen sich näher und arbeiten in der Folge gut zusammen, zumal  Dr. Kronberg sofort beginnt, Holmes zu analysieren und seine Schwachpunkte entdeckt und nutzt.
Holmes und Kronberg kommen einem furchtbaren Verbrechen auf die Spur. Dadurch dass sich  Dr. Anton alias Anna Kronberg als Köder anbietet, indem sie sich auf die Isolierung des Tetanus-Erregers spezialisiert, findet sie Zugang zu einem “Club“, der am lebenden Objekt experimentiert  - mit tödlichem Ausgang. Unter Gefahr für Leib und Leben lösen die Beiden den Fall.
Der  Kriminalfall ist allerdings nach meinem Empfinden eher zweitrangig. Viel eindrucksvoller ist der zeitgenössische Hintergrund – sowohl in Bezug auf den Stand der Forschung in Medizin, Anatomie und Bakteriologie, als auch in der Darstellung damaliger Lebensumstände in den Elendsvierteln , wo die Menschen in unvorstellbarer Armut und Schmutz leben und immer wieder von Epidemien dahingerafft werden, weil auch die medizinische Versorgung in den Krankenhäusern miserabel  ist. Anna versucht in ihrer zweiten Identität, also vor allem nachts, als Krankenschwester “Anna“ zu helfen, wo sie kann und wird dabei oft von ihrem Freund und Liebhaber, einem irischen Meisterdieb beschützt. 
Anna ist als Protagonistin besonders eindrucksvoll, aber Sherlock Holmes ist auch nicht schlecht. Auch Dr. John Watson taucht auf, und im Hintergrund scheint Moriarty die Fäden zu ziehen, ein Leckerbissen für die Fans des Originals von Sir Arthur Conan Doyle.
Mir hat der Roman gefallen, auch wenn ich nicht unbedingt die ganze Serie lesen muss.