Rezension

Lou in New York

Mein Herz in zwei Welten - Jojo Moyes

Mein Herz in zwei Welten
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich traut sich Lou zu, ihre Ringelstrumpfhosen mit Stolz zu tragen und ihren eigenen Weg zu gehen. Nach traumatischen Erfahrungen wagt sie in New York einen Neuanfang, der sie in eine chaotische Familie katapultiert. Während sie nicht recht weiß, was hier überhaupt von ihr erwartet wird, scheint sie sich erneut selbst zu verlieren, weil sie ihre neue Liebe Sam in London aus den Augen verliert … 

Wer „Ein ganzes halbes Jahr“ gelesen hat und sich über „Ein ganz neues Leben“ wagte, wird vielleicht „Mein Herz in zwei Welten“ skeptisch gegenüberstehen. Mir hat die Beziehung von Lou und Will die Schuhe ausgezogen, weil ich damals hinter dem liebreizenden Cover niemals so eine umwerfende Geschichte vermutet hätte. „Ein ganz neues Leben“ hatte auch seine Berechtigung, weil dadurch gezeigt wird, dass es danach eben nicht vorbei ist. Dann ist „Mein Herz in zwei Welten“ erschienen und ich habe mich gefragt, was denn jetzt noch kommen soll. Ich wurde tatsächlich positiv überrascht.

„Mein Herz in zwei Welten“ ist voll und ganz der Protagonistin Lou gewidmet. Lou, die sich immer für andere aufopfert. Lou, die ohne Will nicht weiß wer sie ist. Lou, der sicherlich wieder ein Missgeschick passiert. Sie darf in diesem Roman endlich sie selbst werden.

Thematisch geht es also darum, seine wahre Identität zu finden, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen, und diesen fernab der Erwartungen anderer zu entsprechen. 

Dazu reist Lou nach New York, wo sie erst einmal macht, was sie am besten kann: sich um andere kümmern. Sie landet als persönliche Assistentin bei einer richtig reichen Familie, und macht da sozusagen den Hampelmann. Hier habe ich mir oft gedacht, dass sich Lou unter ihrem Wert verkauft, weil sie so viel mehr kann als zur rechten Zeit einen Smoothie darzureichen. Doch Lou möchte „Ja“ zu Herausforderungen und zum Leben sagen, daher gibt sie nicht auf.

Obwohl diese Schilderung ernst und trocken klingt, wird es im üblichen amüsanten Ton erzählt. Lou nimmt den Leser in ihr neues Leben mit. Sie glänzt durch charmante Ironie, ihrem unverwechselbarem Sarkasmus und nimmt bigotte Situationen mit einer würdevollen Haltung inklusive Augenzwinkern hin. Mehr als einmal hat mir Lou damit ein Lächeln und sogar ein Lachen entlockt. Allein wie sehr sich sich auf der morgendlichen Joggingrunde bemüht, wie sie in heiklen Situationen ihre Frau steht und auf Ringelstrumpfhosen besteht, ist herrlich zu lesen. 

Die Handlung hält jetzt nicht unbedingt großartige Überraschungen bereit und verläuft relativ glatt in ihrer Bahn. Neben mehreren dramatischen Höhepunkten gipfelt es in ein Ende, das Raum für Lous weiteres Leben lässt. 

Nichtsdestotrotz hat sich Lou ihre eigene Identität - ihren ganz persönlichen Roman - verdient. Und ich bin der Ansicht, dass ihr diese amüsante Erzählung gerecht geworden ist. 

Ich habe dieses Buch sehr, sehr gern gehört, weil ich Protagonistin Lou schon im ersten Band in mein Herz geschlossen habe. Es macht Freude mit ihr eine weitere Herausforderung zu bestehen und mit ihr gemeinsam nach New York zu gehen.

Reihenfolge:
1) Ein ganzes halbes Jahr 
2) Ein ganz neues Leben
3) Mein Herz in zwei Welten