Rezension

Lucy

Lucy - Laurence Gonzales

Lucy
von Laurence Gonzales

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem Roman spielt der Autor eindeutig mit ein der moralisch für die meisten Menschen eigenartigsten und vielleicht in manchen Fällen auch schlimmsten Vorstellungen und Ideen, der genetischen Beeinflussung des Erbgut, des Menschen mittels dessen eines Tieres zur Erzeugung eines Hybriden.

Denn auch, wenn Lucy nur der Hybrid aus einem Menschen und dem Bonobo ist, der zu ca. 98,7% das identische Erbgut eines Menschen besitzt, lässt Lucys Existenz bei den Menschen alle möglichen Reaktionen hervortreten. Die Wissenschaftler in diesem Gebiet sehen das große Potential einer solchen Kreatur für die Forschung, die fundamentalistischen Christen oder andere Anhänger diverser Glaubensrichtungen sehen sie als etwas widernatürliches und böses an, das vernichtet gehört, die Medien sehen in ihr einfach nur ein interessantes Thema, um die Quoten zu steigern und die Politik steht vor der Frage, ob für einen Hybriden wie Lucy, die Menschenrechte zu gelten haben, oder ob man mit ihr wie mit einem Tier verfahren sollte. Und dann sind da noch die Freunde von Lucy, welche die bis auf ihre Gene doch auch sehr menschliche Lucy gefunden hat, die sich durch den ganzen Rummel um ihre Person Sorgen um Lucy machen.

Genau diesen Zustand, der unterschiedlichen Meinungen, Streitereien und Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Parteien in diesem Themengebiet, beschreibt Laurence Gonzales sehr gut und man kann sich richtig einfühlen, wie verloren, wütend oder auch verängstigt sich Lucy in manchen Augenblicken fühlt und auch, wie fremd ihr unsere laute, grelle, hektische und so sehr von Normen geprägte Welt vorkommt, durch ihr abgeschiedenes Aufwachsen im Dschungel, der so frei und wild war und dabei zwar nicht minder gefährlich, wie unsere Welt, doch auf eine ganz andere, viel weniger subtile Weise.

Sehr interessant stellt die Geschichte auch heraus, wodurch solch ein Hybrid sich eventuell von uns Menschen unterscheiden könnte und durch welche Charaktereigenschaften, aber auch physischen Merkmale sich diese Daseinsform äußern würde, was ich einfach sehr interessant finde, auch wenn solche Ideen natürlich vollkommen hypothetischer Natur sind.

Die Geschichte um Lucy ist jedoch eindeutig eine, die eher moralische, politische und soziale Fragen aufwirft, über die man während des Lesens auch immer wieder und immer mehr zum Nachdenken angeregt wird und dem biologische Gesichtspunkt fällt eher weniger Beachtung zu. Jedoch gerade diese gesellschaftskritische Betrachtung macht das Thema des Romans besonders spannend, da man so viele negative Seiten der menschlichen Natur zu Gesicht bekommt, auch wenn der Roman in der Mitte leider einen leichten Durchhänger hat. Lucy wir einem jedoch über den ganzen Roman hinweg immer sympathischer und man leidet in den für sie schlimmsten Situationen vollkommen mit ihr.

Ein schöner Roman über ein ganz besonderes Mädchen, den man allein wegen dem Verhalten der Menschen, dass sie im Angesicht dieser neuen Situation zeigen, lesen sollte.